Ende Mai traf es den Bahnhof Zürich Tiefenbrunnen, am 1. Juni den Standort Basel Euroairport: Die SBB informierten in einer Mitteilung, dass die Schalter an den dortigen Bahnhöfen per 1. Juli zu schliessen. Der Grund ist bei beiden der gleiche: Die SBB beklagen die «konstant abnehmende Nachfrage nach bedientem Verkauf».
Wie die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet werden von insgesamt 793 Bahnhöfen und Haltestellen inzwischen nur noch jeder Fünfte bedient. Denn während die SBB 2005 noch am 262 Bahnhöfen Billette verkauften, sank diese Zahl bis 2017 auf 162.
21 Schalter auf der Streich-Liste
Wie die Zeitung weiss, wird es auch dieses und nächstes Jahr so weitergehen. 2018 werden neun Standorte wegfallen, 2019 sogar zwölf. Insgesamt werden also 21 weitere bediente Standorte in Zukunft ohne Schalter auskommen müssen. Dieses Jahr trifft es auch noch Küssnacht am Rigi SZ, Erlenbach ZH, Turgi AG, Münchenbuchsee BE, Palézieux VD, Saint-Maurice VS und die Haltestelle der ETH in Renens VD.
Wo kaufen die Reisenden heute ihre Tickets? Immer häufiger via App und über das Internet. Am wichtigsten für den Billette-Kauf aber sind weiter die Automaten.
Der Quartierverein Riesbach kämpft mit einer Petition an Konzernchef Andreas Meyer (57) gegen die Schliessung des Schalters. Bereits über 1000 Unterschriften sind zusammen gekommen. «Wir wehren uns damit nicht nur für unseren Quartierbahnhof, sondern auch gegen eine landesweite Entwicklung im öffentlichen Verkehr,» sagt der Präsident des Quartiervereins Urs Frey der «Zentralschweiz am Sonntag».
Die SBB müssen gut haushalten
Ob der Protest Wirkung zeigt, ist fraglich. Denn die SBB müssen gemäss den Zielen des Bundes eine angemessene Kostendeckung erzielen und haushälterisch mit ihren Mitteln umgehen. «Dass sich mit Billetten, die man an einer Hand abzählen kann, der Betrieb eines Schalters nicht finanzieren lässt, ist klar», sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi laut der Zeitung.
Auch der St. Galler CVP-Nationalrat Thomas Ammann (54) will die Schliessungen bei den bedienten Schaltern nicht hinnehmen. Er kritisiert, dass die SBB ein «unrühmliches Versteckspiel betreiben. Nun verlangt er per Postulat vom Bundesrat Transparenz. Ammann will wissen, wie sich die Bahnschalter entwickeln. Zudem fordert er die Festschreibung einer Mindestanzahl an Verkaufsstellen. Für Tiefenbrunnen und den Basler Euroairport ist es wohl aber zu spät. (jfr)