Pharmariese konnte Vertrag nicht kündigen
Novartis zahlte gar 1,2 Millionen Dollar an Trumps Anwalt

Wegen Stormy Daniels’ Anwalt kam raus, dass die Basler Pharma-Firma Novartis ein Jahr lang monatlich 100'000 Dollar an Trumps Anwalt Michael Cohen überwiesen hat – und so ins Visier von Sonderermittler Robert Mueller kam. Mittlerweile bereut man die Zahlung.
Publiziert: 09.05.2018 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:17 Uhr
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Nahm Novartis ins Visier: Sonderermittler Robert Mueller.
Foto: AFP
Peter Hossli

Der Skandal, der die Welt bewegt, erreicht das Basler Rheinknie. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis überwies insgesamt 1,2 Millionen Dollar nach Amerika. Der Empfänger: Essential Consultants mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware.

Hinter Essential Consultants steht Michael Cohen (51), Anwalt von US-Präsident Donald Trump (71). Über dieselbe Firma hat Cohen 130'000 Dollar Schweigegeld an Pornodarstellerin Stormy Daniels (39) bezahlt, damit sie einen One-Night-Stand mit Trump nicht ausplaudert (BLICK berichtete).

Novartis befürchtete, dass Trump Pillenpreise senken würde

Novartis bestätigt die Zahlung. «Ja, es ist wahr», sagt Novartis-Kommunikationschef Michael Willi. Mit dem Geld erkaufte sich der Pharmakonzern vermeintliche Nähe zum neuen Präsidenten – über dessen Anwalt Cohen. «Im Februar 2017 hat Novartis ein Abkommen mit Essential Consultants geschlossen», sagt Willi. Für Einfluss in der «amerikanischen Gesundheitspolitik». Wie andere Pharmafirmen sorgten sich die Schweizer wohl, Trump würde die Pillenpreise senken.

Novartis zahlte via UBS insgesamt 12 Tranchen à 100'000 Dollar an Cohen: 20 Dollar fielen jeweils als Bankgebühren weg. In Muellers Akten werden vier Zahlungen erwähnt.

Das Abkommen lief bis Februar 2018. Monatlich überwies Novartis 100'000 Dollar. Macht im Zeitraum von März 2017 bis Februar 2018 1,2 Millionen Dollar.

Im März 2017 traf Novartis Anwalt Cohen. «Nach diesem ersten Treffen stellte Novartis fest, dass Michael Cohen und Essential Consultants nicht in der Lage sein würden, die Dienstleistungen zu erbringen», sagt Willi gegenüber BLICK. «Das Unternehmen entschied, das Engagement nicht weiterzuführen.» Weiterhin zahlen musste der Pharma-Konzern gleichwohl. Novartis musste den einjährigen Vertrag zur Gänze erfüllen.

Robert Mueller entdeckte Zahlungen

Zunächst waren nur die vier Zahlungen bekannt von Oktober 2017 bis Januar 2018. Diese fielen Sonderermittler Robert Mueller (73) auf. Er untersucht, ob Russland half, Trump ins Weisse Haus zu bringen.

Im November 2017 kontaktierten Muellers Juristen Novartis «wegen des Abkommens mit Essential Consultants», so Willi. «Novartis hat vollumfänglich mit dem Büro des Sonderermittlers zusammengearbeitet und alle nachgesuchten Informationen zur Verfügung gestellt.» Für Novartis sei die Sache abgeschlossen.

Gesteht Fehler ein: Novartis-Sprecher Michael Willi.
Foto: zvg

«Aus heutiger Sicht muss man das Abkommen mit Cohen als Fehler bezeichnen»

Vermutlich trieb der vormalige CEO Joe Jimenez (59) die Lobby-Arbeit mit Trumps Anwalt voran. Zumindest betont Novartis, die Zusammenarbeit mit Essential Consultants liege vor der Zeit, als Vas Narasimhan Novartis-Chef wurde. Damit habe Narasimhan «rein gar nichts» zu tun. «Aus heutiger Sicht muss man das Abkommen mit Cohen als Fehler bezeichnen»,sagt Willi zu BLICK.

So spielt das Leben: Eine Affäre des US-Präsidenten im Jahr 2006 macht über etliche Umwege stümperhaftes Gebaren eines Weltkonzerns publik. Zumal Trumps Anwalt schon damals als zwielichtig galt.

Novartis dementiert Verbindungen zwischen dem Abkommen und einem Treffen des Konzern-Chefs mit Präsident Trump. «Entgegen jüngsten Medienberichten stand die Vereinbarung in keinem Zusammenhang mit dem gemeinsamen Abendessen, das Dr. Narasimhan am WEF in Davos mit Präsident Trump und 15 anderen europäischen Branchenführern hatte», betont Kommunikations-Chef Willi.

Stormy-Anwalt brachte Stein ins Rollen

Ans Licht brachte die Zahlungen der Anwalt von Pornodarstellerin Stormy Daniels, Michael Avenatti (47) auf «CNN». In einem sieben Seiten umfassenden Dokument behauptet er zudem, der russische Oligarch Viktor Vekselberg (61) habe 500'000 Dollar an Cohen bezahlt. Das dürfte Mueller mehr interessieren als das Lobbying-Geld aus Basel. Schliesslich steht Trump im Verdacht, heimlich mit Russen zu geschäften.

Der neue Novartis-CEO Vas Narasimhan traf Trump am Wef: Novartis bestreitet, dass die Gelder deswegen geflossen sind.

Übrigens: Zwar überwies Novartis monatlich 100'000 Dollar an Cohen. Bei ihm kamen nur 99'980 Dollar an. 20 Dollar blieben bei der UBS hängen – als Bankgebühren.

PS: Avenatti hat sein Geheimdokument erst veröffentlicht – und dann wieder vom Netz entfernt. BLICK hat es für Sie hier gesichert.

Hier Avenattis Auftritt bei «CNN» im Original:

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Update 18:43 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikel waren nur vier Zahlungen à 100'000 Dollar bekannt. Nun ist klar: Novartis zahlte zwölf Monate lang monatlich 100'000 Dollar.

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