Bis Freitag führt Tidjane Thiam (57) als Chef der Credit Suisse 47'000 Angestellte. Schon bald könnte er aber Chef über 24 Millionen Menschen sein. Der Franko-Ivorer wird in der Elfenbeinküste als Präsidentschaftskandidat für die Wahl im Oktober gehandelt.
Gemäss dem ivorischen Nachrichtenportal APR News könnte der Abgang bei der CS grosse Auswirkungen auf das Land haben. Vor zwei Jahren dementierte Thiam Informationen, sich der Präsidentschaftswahl zu stellen. «Meine Arbeit bei der Credit Suisse ist noch nicht getan», lautete seine Begründung damals.
Glaubwürdige politische Alternative
Dies hat sich nun geändert. Thiam hat nach dieser Woche wieder Zeit. Und die Ausgangslage für einen Wahlerfolg wäre vielversprechend: Der amtierende Präsident Alassane Ouattara (78) hatte bereits angekündigt, sich nicht zur Wiederwahl zu stellen.
Thiams Karriere macht seinen Landsleuten Eindruck. Das Portal APR News schreibt, dass viele Ivorer ihn als «glaubwürdige Alternative zur gegenwärtigen politischen Klasse des Landes» sehen.
In der ivorischen Politik ist er kein unbeschriebenes Blatt: 1994 übernahm der damals 32-Jährige die Leitung der Behörde für Infrastruktur. Vier Jahre später hielt Thiam zusätzlich das Regierungsamt als Minister für Planung und Entwicklung inne.
Wahlkampf-Plattform Instagram
1999 setzte ein Militärputsch seiner Politkarriere ein vorläufiges Ende. Thiam konnte es verkraften. «Ich habe immer gesagt, dass ich kein Politiker bin», erklärte er vor ein paar Jahren. Thiam politisierte nie aus Überzeugung, sondern weil er sich verpflichtet fühlte: Seiner prominenten Familie und seinem vom Elend geprägtem Land gegenüber.
Mit dem Paukenschlag von letztem Freitag könnte sich aber Thiams Einstellung geändert haben. Hinderlich könnte sein, dass er in den letzten Jahren kaum im Land war. Aber der Top-Manager könne sich auch rühmen, von den politischen Auseinandersetzungen in der Elfenbeinküste ferngeblieben zu sein, wie lokale Medien schreiben.
Anders als am Paradeplatz, kommt Thiams Instagram-Account in seiner Heimat gut an. «Weniger Kommentare, mehr Fotos. Ohne viel zu sagen, kommt er nahe an die Bevölkerung ran», lobt APR News den Social Media-Auftritt. Ob Instagram bald zu Thiams Wahlkampf-Plattform wird? (gif/gnc)