Das Warenhaus Jelmoli erhält eine Chefin. Nina Müller (50) wird den Posten im Frühjahr übernehmen, wie das zum Immobilienkonzern Swiss Prime Site gehörende Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Müller ist gebürtige Österreicherin. Sie machte beim Strumpfhersteller Wolford und bei der Kristallfirma Swarovski Karriere. Seit 2016 verantwortet sie das Business der Coop-Tochter Christ Uhren und Schmuck. Das Unternehmen ist die grösste Bijouteriekette des Landes.
In der Genossenschaft herrscht sie, die einst Tierärztin werden wollte und keine eigenen Kinder hat, über ein überschaubares Reich. 65 Filialen zählt das Schmuck-Unternehmen, wie Coop im Jahresbericht 2018 schreibt. Die Verkaufsfläche summiert sich auf knapp 5400 Quadratmeter – das entspricht nicht einmal einem durchschnittlichen Fussballfeld.
Ein grösseres Reich für Müller
81 Millionen Franken macht Christ Uhren und Schmuck im Jahr – stagnierend. Über 400 Mitarbeitende beschäftigt die Coop-Tochter. Sie teilen sich knapp 300 Vollzeitstellen.
Jelmoli ist ein anderes Kaliber. Das Traditionshaus mit über 185 Jahren Geschichte beschäftigt deutlich mehr Leute und macht mehr Umsatz auf einer grösseren Fläche. Genauer: 131 Millionen Umsatz waren es 2018 laut Jahresbericht von Swiss Prime Site. Die Verkaufsfläche summierte sich auf 24'000 Quadratmeter. 628 Mitarbeiter waren im Jelmoli-Sold.
Für Müller ist es ein grosser Karrieresprung. Sie wird Mitglied der sechsköpfigen Geschäftsleitung – als einzige Frau! Die an der Wirtschaftsuni Wien ausgebildete Betriebswirtin ersetzt den zum Konkurrenten Globus abgewanderten Franco Savastano (54).
«Falsche Bescheidenheit» als weibliche Tugend
Was bedeutet das für die Angestellten? Müller will den Jelmoli-Mitarbeitern «Vertrauen schenken». Immerhin ist das ihr Management-Credo, wie sie unlängst der «NZZ» verraten hat. Sie will «an das Potenzial der Mitarbeiter glauben, die notwendigen Freiräume schaffen, Unterschiedlichkeiten im Team fördern und als Chef präsent sein».
Müller will «authentisch» sein. «Und dazu gehört, dass ich auch Dinge preisgebe, die als Schwäche interpretiert werden können. Wir wissen aber auch, dass die Schwächen des einen die Stärken des anderen sein können.»
Sie ist eine positive Denkerin, wehrt sich gegen «Schwarzseherei» und «engstirniges Denken». Und gegen «falsche Bescheidenheit». «Letztgenanntes ist leider eine weibliche Tugend, die ich genauso problematisch finde wie Überheblichkeit», so Müller zur «NZZ».