Nicht nur der Pannenzug macht Problem
Bombardier hat gewaltige Schulden

Swiss-Flüsterjet, SBB-Neigezug, Basler Drämmli. Die Schweizer kennen Bombardier. Die Firma kämpft an vielen Fronten und geht ans Limit.
Publiziert: 14.01.2019 um 09:36 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2019 um 20:42 Uhr
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Swiss war die erste Airline, die den C-Series-Jet fliegen durfte.
Foto: Valeriano Di Domenico
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Auch wenn die wenigsten bisher das Vergnügen einer Reise mit dem neuen SBB-Doppelstöcker hatten: Die Schweizer kennen Bombardier. Sei es durch den SBB-Neigezug, den Swiss-Flüsterjet oder die Drämmli der Basler Verkehrsbetriebe (BVB).

Angefangen hat es mit Schneemobilen. Weil herkömmliche Autos auf den vereisten kanadischen Strassen stehen blieben, gründete Joseph-Armand Bombardier 1942 die L’Auto-Neige Bombardier Limitée. Seine Fahrzeuge sahen aus wie Autos mit Raupenantrieb – und waren ein Renner. Dann fuhr ausgerechnet die kanadische Regierung Bombardier in die Parade. 1948 verfügte Ottawa, dass sämtliche Strassen schneefrei zu sein haben. Niemand brauchte mehr Raupenautos, Bombardier musste diversifizieren.

Schuldenberg von 9,3 Milliarden Franken

Heute beschäftigt das Unternehmen 69'500 Menschen auf der ganzen Welt. Baut Flugzeuge, Züge, Trams oder U-Bahnen. Und steckt in Turbulenzen: Im November wurden 5000 Mitarbeiter entlassen. Zwei Jahre zuvor waren es schon 7500. Laut Boss Alain Bellemare soll dies Bombardier wieder in die Spur bringen. Doch weil Projekte aus dem Ruder liefen, türmt sich der Schuldenberg auf 9,3 Milliarden Franken.

Mit den C-Series zum Beispiel. Bombardier hat einen völlig neuen, sparsamen und leisen Kurzstreckenjet entwickelt. Doch die Kosten liefen aus dem Ruder. Erstabnehmerin Swiss bekam ihren Flieger mit drei Jahren Verspätung. Weil die Kanadier dank angeblich illegaler Staatshilfen Dumpingpreise anboten, erliess die US-Regierung einen heftigen Strafzoll. Um die C-Series zu retten, verkaufte Bombardier letzten Sommer 50,1 Prozent an Airbus. Die tauften sie in A-220 um.

40 bis 70 Millionen billiger als die Konkurrenz

Bombardier geht generell mit seinen Preisen ans Limit. 2011 brauchten die Basler Verkehrsbetriebe 60 neue Trams. Bombardier unterbot die Konkurrenz – unter anderem die Schweizer Stadler Rail – um 40 bis 70 Millionen.

Journalisten fragten, wie das möglich sei. Die Antwort des damaligen BVB-Direktors Jürg Baumgartner: Die Marge sei wohl klein. Aber: «In zwei Jahren erneuert Zürich die Tramflotte. Und wer in Basel gewinnt, hat auch gute Chancen in Zürich.» Tatsächlich setzte sich Bombardier dort durch, die ersten Trams werden Ende 2019 erwartet.

Der SBB-Doppelstöcker ist auch nicht der einzige Zug, der Probleme macht. Weltweit ist die Zugsparte im Rückstand. Der Wert soll laut Medienberichten 33 Milliarden Franken betragen. 

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