Neues Label gegen Panscherei
Fertig mit Olivenöl-Bschiss

Viele Olivenöle hätten die Qualitätsbezeichnung «Extra Vergine» nicht verdient, sagen Experten. Ein neues Siegel soll Flaschen kennzeichnen, in denen wirklich hochqualitatives Olivenöl steckt.
Publiziert: 28.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:15 Uhr
Olivenöl ist nicht gleich Olivenöl. Die Bezeichnung Extra Vergine sollte auf höchste Qualität hinweisen.
Foto: Getty/Luca Cappelli
Onur Ogul

Olivenöl Extra Vergine soll extra gut sein. Doch bei der Vergabe der Bezeichnung ist scheinbar etwas extra faul. Viele Tests haben in der Vergangenheit Mängel in der Qualität von Extra Vergine Olivenölen festgestellt. So beurteilte der «Kassensturz» erst kürzlich 9 von 16 Olivenöle als «fehlerhaft».

Das ärgert Marcel Christen (61) gehörig. «Ich bin ein Gourmet und bin einfach fasziniert von Olivenöl. Es macht mich wahnsinnig, wenn die Leute verarscht werden», so der Präsident der International Olive Foundation (IOF). Die Organisation lanciert deshalb ein neues Gütesiegel, mit dem sie Öle kennzeichnen will, welche tatsächlich Extra Vergine seien. So will sie den Olivenöl-Bschiss stoppen.

So sieht das neue Siegel der International Olive Foundation aus.
Foto: IOF

Sind die Prüfer zu abhängig?

Die Vergabe von Extra Vergine untersteht klaren gesetzlichen Vorschriften. So muss das Öl nebst chemischen auch strengen geschmacklichen Vorgaben entsprechen. Eine Gruppe von Testern in sogenannten Panels testet den Geschmack. Hierzulande gibt es dafür das Schweizer Olivenölpanel (SOP), das von der Hochschule ZHAW in Wädenswil beaufsichtigt wird.

«Vier von fünf Produkten sind ungerechtfertigt Extra Vergine», sagt Experte Christen. Das liege daran, dass die Mitglieder der Panels abhängig von Grossverteilern und Abfüllern sind. Deshalb setze die IOF für die Vergabe ihres Siegels ausschliesslich auf unabhängige Panels.

«Wir testen immer blind»

Die Leiterin des SOP, Annette Bongartz (47), will von Abhängigkeiten nichts wissen: «Die Prüfer sind trainiert auf sensorische Fähigkeiten und sie testen immer blind. Es ist üblich, dass das Leute aus der Branche sind, die sich zu professionellen Testern ausbilden lassen.» Ziel sei es stets, die Qualität objektiv zu prüfen.

Die IOF hält an ihrer Mission fest. Die ersten Flaschen mit dem neuen Siegel kommen nächsten Monat in die Regale von Manor. Laut Christen steht man auch mit anderen Detailhändlern in Gesprächen. Doch diese möchten offenbar abwarten, bis das Siegel in der Schweiz bekannter ist. Bis dahin rät Christen, Olivenöle nach Geschmack auszusuchen. Zudem koste Qualität etwas: «Unter 8 Franken pro Liter gibt es keine echten Extra Vergine.»

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