Bis jetzt war jedem Autofahrer klar: Fährt er unfallfrei, bekommt er von seiner Versicherung einen Bonus in Form eines Prämienrabatts. Crashpiloten dagegen werden mit einem Malus bestraft. Nach einem Schaden müssen sie höhere Prämien bezahlen. Jahrzehntelang arbeiteten Autoversicherungen mit diesem Bonus-Malus-System.
Jetzt kommt der Paukenschlag im hart umkämpften Markt der Autoversicherungen. Versicherer Zurich schafft Ende Februar die Bonus-Malus-Regelung ab, wie Recherchen von BLICK ergeben. «Das bisherige System ist kompliziert und unnötig. Zudem haben 99 Prozent unserer Kunden sowieso einen Bonusschutz-Zusatz in ihrer Police», bestätigt Franco Tonozzi (52), Medienchef der Zurich Schweiz. Mit diesem Zusatz kann man sich gegen den Anstieg der Prämien nach einem Schadensfall versichern.
Im Gegenzug schafft die Zurich aber einen anderen Anreiz für unfallfreies Fahren: Der Selbstbehalt, also die Summe, die man im Falle eines Unfalls selber bezahlen muss, sinkt schrittweise. Konkretes Beispiel: Ein Autofahrer startet mit einem Selbstbehalt von 1000 Franken. Nach drei unfallfreien Jahren reduziert sich dieser auf 500 Franken.
Nach weiteren drei Jahren ohne Crash sinkt der Selbstbehalt noch einmal um 500 Franken – auf null. Das heisst: In einem Schadensfall bezahlt der Versicherte nichts mehr aus dem eigenen Sack. Die Höhe der Prämie bleibt unverändert. Der Selbstbehalt allerdings steigt nach einem Unfall wieder auf die ursprünglichen 1000 Franken an.
«Das ist ein Paradigmenwechsel», sagt Felix Schneuwly (55), Versicherungsexperte beim Vergleichsdienst Comparis, zum neuen Autoversicherungsmodell. «Es erstaunt mich, dass die Zurich mit einem Produkt kommt, bei dem sich die Unfallfreiheit nicht auf die Prämie auswirkt», sagt er zu BLICK. Der Experte fragt sich, ob das funktioniert.
Denn künftig hat der Kunde die Wahl zwischen zwei verschiedenen Versicherungsmodellen: Er muss sich entscheiden, ob er jährlich für unfallfreies Fahren mit sinkenden Prämien belohnt werden will. Oder erst im Falle eines Schadens mit einem tieferen Selbstbehalt.
Grundsätzlich zeige das neue Angebot aber, dass der Markt in der Schweiz funktioniere. «Der Wettbewerb ist gross. Bei den Preisen, aber auch bei der Qualität der Angebote. Das ist erfreulich», sagt Versicherungsexperte Schneuwly.