Neuer Präsident gesucht
Wer zieht Raiffeisen aus dem Sumpf?

Raiffeisen braucht einen neuen Präsidenten. Keine einfache Aufgabe - und eine schwierige Suche. Wer kommt für diesen Job überhaupt in Frage - ein paar Namen.
Publiziert: 11.03.2018 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:15 Uhr
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Lukas Gähwiler, Verwaltungsrats-Präsident UBS Switzerland AG.
Foto: SABINE WUNDERLIN,
Christian Kolbe

Der Auftritt von Johannes Rüegg-Stürm (57) letzten Freitag hat etwas Bizarres: Der Professor tritt kurz vor die Medien, begründet seinen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen. Dann macht er seinem Namen alle Ehre – und stürmt aus dem Saal.

Der Stuhl des Präsidiums ist nun verwaist, interimistisch hat Pascal Gantenbein (48) übernommen. Der Basler Professor für Finanzmanagement hinterlässt bei seinem ersten Auftritt einen souveränen Eindruck. Doch ob er auch langfristig Präsident von Raiffeisen bleiben kann, ist zweifelhaft. Wie seinem Vorgänger haftet ihm der Makel an, ein Professor und kein Banker zu sein.

Die Suche nach einem neuen Präsidenten kommt nun in die Gänge, eilig hat es Raiffeisen dabei nicht, wie die Bank auf Anfrage schreibt: «Wir sind optimistisch, dass wir die richtige Person finden werden – es besteht aber kein Zeitdruck.»

«Der neue VR-Präsident von Raiffeisen muss eine starke Persönlichkeit sein»

Eine Gelassenheit, die Martin Janssen (69) nicht teilen kann. «Alle Zeit der Welt hat Raiffeisen nicht, um einen neuen Verwaltungsratspräsidenten zu finden», gibt der Bankenexperte und Geschäftsführer der Ecofin-Gruppe zu bedenken. Dafür sind die Anforderungen an den Neuen klar: «Der neue VR-Präsident von Raiffeisen muss eine starke Persönlichkeit sein, die den Finanzplatz Schweiz und das Bankgeschäft ausgezeichnet kennt – und die dem Konzernchef im Konfliktfall auch die Meinung sagt.»

Ähnlich sieht es auch der Headhunter und Unternehmensberater Bjørn Johansson (70): «Der neue VR-Präsident muss eine Person mit hoher Glaubwürdigkeit sein, jemand, der ein Herz für die Schweiz und die Raiffeisen-Kunden hat. Denn Raiffeisen ist eine wichtige Institution in der Schweiz. Und die Person braucht Erfahrung mit Unternehmen im Wandel.»
Konkrete Namen? Fehlanzeige!

Weniger ein Karrieresprung als vielmehr ein verdienstvoller Einsatz für den Finanzplatz

Ein Banker, der den Finanzplatz kennt und eine starke Persönlichkeit ist – einige Namen kommen ­einem da spontan schon in den Sinn:

Hans-Ulrich Meister zum Beispiel. Der aktuelle Verwaltungsratspräsident des Bauriesen Implenia hat in Führungspositionen bei beiden Grossbanken gearbeitet. Er kennt das Schweizer Bankgeschäft und ist hemdsärmelig genug, um auch im Genossenschafts-Biotop von Raiffeisen bestehen zu können.

Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank, hat jahrelang mit Raiffeisen um Rang drei auf dem Finanzplatz gerangelt. Diesen Kampf hat die ZKB verloren, Scholl kennt aber das regionale Privat- und Firmenkundengeschäft wie nur wenige.

Alexandre Zeller hat bei der Waadtländer KB und bei der HSBC Pri-vate Bank (Suisse) Erfahrung mit Banken im Krisenmodus gesammelt. Bei Börsenbetreiber Six Group war er VR-Präsident, bis er diesen Posten bei der Credit Suisse (Schweiz) AG übernommen hat.

Marcel Rohner war während des Höhepunkts der Finanzkrise knapp zwei Jahre Konzernchef der UBS. Heute sitzt er in diversen Verwaltungsräten.
Lukas Gähwiler ist aktuell Präsident der UBS Switzerland AG und hatte davor diverse Führungspositionen bei beiden Schweizer Grossbanken inne.

Ob jemand aus der Riege dieser Banker willens wäre, den Job zu übernehmen, ist offen. Es wäre weniger ein Karrieresprung als vielmehr ein verdienstvoller Einsatz für den Finanzplatz und die drittgrösste Bank der Schweiz.

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