«Meine Frau ist stolz auf mich»
3:12
Post-Chef im BLICK-Interview:«Meine Frau ist stolz auf mich»

BLICK trifft Roberto Cirillo (47), den Neuen bei der Post
«Ehrlichkeit fängt beim Chef an, also bei mir»

Eben erst im Amt, stellt sich der neue Post-Chef Roberto Cirillo der Öffentlichkeit vor. Er setzt beim gelben Riesen auf Transparenz und Ehrlichkeit.
Publiziert: 03.04.2019 um 17:42 Uhr
|
Aktualisiert: 03.04.2019 um 23:00 Uhr
1/7
Der Post-Chef Roberto Cirillo (47) ist der neue starke Mann beim gelben Riesen.
Foto: Philippe Rossier
Pascal Tischhauser und Sven Zaugg

Sichtlich nervös trat der neue Post-Chef Roberto Cirillo (47), aufgewachsen in Novazzano TI, einem kleinen Dorf unweit der Grenze zu Italien, heute zum ersten Mal vor die Medien. Auf italienisch, französisch und deutsch begrüsste der Maschinenbauingenieur die Anwesenden.

«Sie haben in den letzten Monaten einiges über mich geschrieben. Gerne bringe ich etwas Licht ins Dunkle», sagte Cirillo. «Ich bin im Tessin aufgewachsen.» Als Kind sei das Postauto sein Anschluss an die Welt gewesen. Nur dank dieser Dienstleistung der Post habe er die gleichen Möglichkeiten gehabt wie seine Kollegen in grösseren Dörfern und Städten. Mehr wollte er nicht von sich preisgeben.

Kind italienischer Einwanderer

Im anschliessenden Exklusiv-Gespräch mit BLICK zeigte sich Cirillo dann doch offener: «Ich bin ein Kind von italienischen Einwanderern, eher in einfachen Verhältnissen aufgewachsenen. Und ich bin immer noch derselbe Roberto und möchte die Tessiner Mentalität in die Schweiz tragen.»

Zusammen mit seiner Partnerin ist Cirillo erst kürzlich von London nach Zürich gezogen. Er sagt über sie: «Meine Partnerin hat mich beim Unterfangen, Post-Chef zu werden, immer unterstützt. Nach der ersten Sitzung mit dem Verwaltungsrat der Post meinte sie, dass meine Augen funkeln. Sie sagte: ‹Gäll, du willst den Job!› Wir freuen uns bis heute beide, dass ich gewählt wurde. Meine Frau ist stolz auf mich.»

Eine Post fürs Volk

Aber warum wollte Cirillo an die Spitze der Post – zu einem Staatskonzern, bei dem er zwar 60'000 Mitarbeitende führt, aber weniger verdient als bei einem vergleichbaren Unternehmen in der Privatwirtschaft? Einem Konzern, der in einem strategischen Dilemma steckt – zwischen Service public und Wettbewerb? 

«Ich will meine Erfahrungen und Kompetenzen dem Service public zur Verfügung stellen.» Den Service Public spricht er immer wieder an. Nach seiner Vorstellung als Mann des Beratungsunternehmens McKinsey bezeichnet, ist es ihm wichtig zu betonen, dass er eine Post will, die für alle da ist – auf dem Land wie in der Stadt.

Kultur der Transparenz

Dass Cirillo jetzt zum neuen Post-Chef werden konnte, ist dem Postauto-Skandal geschuldet. Als dessen Folge mussten das gesamt Management von Postauto und auch Cirillos Vorgängerin Susanne Ruoff (61) ihren Sessel räumen. Auf den Skandal angesprochen sagt er: «Für mich ist sehr wichtig, dass wir eine Kultur der Transparenz und der Ehrlichkeit im Unternehmen etablieren. Dass wir die Sachen beim Namen nennen. Und ich bin mir bewusst: Transparenz und Ehrlichkeit, das fängt beim Chef an, also bei mir.»

Die Gene der Post

In der italienischen Version seiner Rede, ist er hier deutlicher geworden. Er benutzte eine Redewendung, die man damit übersetzen könnte, es brauche einen Tritt in den Hintern. Darauf angesprochen lacht er und sagt:

«Es muss ein Ruck durch die Post gehen. Aber wir dürfen uns auch bewusst sein: Wir liefern schon heute ein exzellentes Produkt. Wir sind die beste Post der Welt, trotz dem Postautoskandal. Aber wir müssen uns bemühen, auch in 10 bis 15 Jahren noch einen guten Service public bieten zu können.»

Dazu will der Tessiner an Spitze der Post seine Mitarbeitenden gut kennenlernen, um zuverstehen, «was die Gene der Post sind». Es seien gute Gene, betont er noch. Seine Augen funkeln wieder.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.