Weder Finanzchef Jörg Zulauf (60) noch der neue Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (48) waren gestern zu Scherzen aufgelegt. In den letzten Jahren hatten die Migros-Manager jeweils flotte Sprüche auf Lager, als sie vor den Medien das Jahresresultat präsentierten.
Marketing-Chef Hansueli Siber (51), sonst immer auf dem Podium mit dabei, um von neuen Produkten zu schwärmen und grosse Millionen-Kampagnen anzukündigen, liess sich diesmal erst gar nicht blicken. Auch zahlreiche hochrangige Manager des Konzerns und Chefs der zehn Migros-Genossenschaften hielten sich dem Anlass fern. Mit Absicht?
Oder liegt es am Gewinntaucher im letzten Jahr, den Zumbrunnen gestern ausgerechnet bei seinem ersten grossen öffentlichen Auftritt bekannt geben musste? 503 Millionen Franken, ein Viertel Gewinn weniger als im Jahr zuvor. Sein Vorgänger Herbert Bolliger (64) hat ihm das schlechteste Ergebnis seit eineinhalb Jahrzehnten hinterlassen.
«Der Gewinn muss wieder steigen»
Klar ist: Es weht ein anderer Wind in der Zentrale am Zürcher Limmatplatz. Er fühle sich gut, aber es sei eine intensive Zeit, sagt Zumbrunnen zu BLICK. «Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein. Der Gewinn muss wieder steigen.» Den Einbruch begründet er mit «Marktdruck» und Restrukturierungen, zum Beispiel Filialschliessungen beim Buchhändler Ex Libris.
Die Migros-Gruppe hat im letzten Jahr mit 27,7 Milliarden Franken zwar einen neuen Rekord beim Umsatz erreicht. Der Gewinn jedoch brach um fast einen Viertel auf noch 503 Millionen Franken ein. Letztmals hat der Detailhandelsriese 2003 einen tieferen Gewinn geschrieben. Beim Umsatz liegt der orange Riese hinter Coop zurück. Denn der Konkurrent aus Basel konnte um 3 Prozent auf 29,2 Milliarden Franken zulegen. Unter dem Strich verdiente Coop 485 Millionen. Der Gewinn-Vergleich geht also zugunsten der Migros aus. Letztere hat 2017 rund 1,5 Milliarden Franken insbesondere in zusätzliche und moderne Ladenflächen sowie ins Online-Geschäft investiert. Rund 1,95 Milliarden Franken Umsatz erzielt die Migros-Gruppe im E-Commerce. Hier will der Konzern weiter kräftig ausbauen.
Die Migros-Gruppe hat im letzten Jahr mit 27,7 Milliarden Franken zwar einen neuen Rekord beim Umsatz erreicht. Der Gewinn jedoch brach um fast einen Viertel auf noch 503 Millionen Franken ein. Letztmals hat der Detailhandelsriese 2003 einen tieferen Gewinn geschrieben. Beim Umsatz liegt der orange Riese hinter Coop zurück. Denn der Konkurrent aus Basel konnte um 3 Prozent auf 29,2 Milliarden Franken zulegen. Unter dem Strich verdiente Coop 485 Millionen. Der Gewinn-Vergleich geht also zugunsten der Migros aus. Letztere hat 2017 rund 1,5 Milliarden Franken insbesondere in zusätzliche und moderne Ladenflächen sowie ins Online-Geschäft investiert. Rund 1,95 Milliarden Franken Umsatz erzielt die Migros-Gruppe im E-Commerce. Hier will der Konzern weiter kräftig ausbauen.
Der mit 48 Jahren jüngste Migros-Chef aller Zeiten hatte am 2. Januar seinen ersten Arbeitstag im neuen Amt. Der immer freundliche Romand aus La Chaux-de-Fonds tritt in die grossen Fussstapfen seines Vorgängers. Bolliger vereinnahmte mit seiner jovialen Art und haute politisch gerne mal auf die Pauke, wenn es nötig war.
Zumbrunnen, der Anti-Bolliger? Er macht einen unauffälligen Eindruck und versprüht sogar einen gewissen Charme. Kritiker sagen aber auch, er sei ein trockenes Guetsli, zu lasch, um bei der Migros ein deftiges Sparprogramm durchzudrücken.
Zumbrunnen mistet aus und greift durch
Doch er kann durchgreifen, wie in der Migros-Zentrale zu hören ist. Als eine der Ersten bekam die neue Härte die Kommunikations-Chefin und Bolliger-Vertraute Monica Glisenti zu spüren. Sie verliess vor kurzem Knall auf Fall den Konzern – nach sechzehn Jahren!
Er könne einen Jobabbau künftig nicht ausschliessen, sagt Zumbrunnen. Meint er damit die Migros-Marketing-Armada, die Bolliger in der Zentrale aufbaute? Zumbrunnen drehe akribisch jeden Stein um, suche nach Sparpotenzial und Übergewicht, das der Konzern in den Jahren unter dem alten Chef zugelegt hat, heisst es. Zur Seite steht ihm ein deutsches Beratungsunternehmen. Es soll ihm helfen, den Migros-Koloss auf Diät zu setzen.
Der erste Romand auf dem Chefposten, der seit zwanzig Jahren bei der Migros arbeitet und einst beim Rivalen Coop das Handwerk lernte, zeigt sich kämpferisch an der Verkaufsfront: «Wir investieren in tiefere Preise und in die Online-Plattformen», verspricht er. «Unsere Kunden sollen auf allen Kanälen vom besten Preis-Leistungs-Verhältnis profitieren.»
Allerdings macht der stationäre Handel noch immer 90 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Das weiss Zumbrunnen, wenn auch nur wenige Monate im Amt, nur zu gut.