Neuer Immobilien-Report
So schlimm ist die Wohnungsnot in der Schweiz

Regional gibt es grosse Unterschiede, konstatiert ein neuer Immobilien-Report über die Schweiz. Die Wohnungsnot in den Städten nahm 2022 zu.
Publiziert: 21.03.2023 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 16:22 Uhr
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Es wird immer enger in der Schweiz.
Foto: IMAGO/Andreas Haas
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Für Immobilieninvestoren in der Schweiz war auch 2022 ein erfolgreiches Jahr. Die höheren Zinsen beginnen sich aber auszuwirken. Die Wohnungsproduktion wurde zudem von den gestiegenen Baukosten gebremst. Nun wird zu wenig gebaut, was Menschen auf der Suche nach einer neuen Wohnung zu spüren bekommen.

So ist es für die Bevölkerung schwieriger geworden, eine Wohnung zu finden. Insbesondere in den Städten Genf, Zürich, Luzern oder Zug müssten sich Interessenten in Geduld üben, lautet das Fazit des Immobilien-Beratungsunternehmens IAZI gemäss dem am Dienstag veröffentlichten Swiss Property Benchmark. Die Leerstandsziffern bei Mietwohnungen lägen dort bei «deutlich unter 1 Prozent, was faktisch Wohnungsnot» bedeute.

Regional grosse Unterschiede

«Gemäss der Leerwohnungsziffer gibt es eine Wohnungsnot vor allem in den grossen Zentren», relativierte IAZI-Chef Donato Scognamiglio (53) bei der Präsentation der Ergebnisse der Studie gleichzeitig. «Denn relativ viele Leute wollen da hin.» Für Zürich und Genf würde er die Frage nach Bestehen einer Wohnungsnot bejahen.

«Betrachtet man aber die gesamte Schweiz, lautet die Antwort: Nein», so Scognamiglio. Schweizweit gesehen sei die Lage schon schlimmer gewesen und zudem sei sie regional sehr unterschiedlich.

Die Leerwohnungsziffer per Ende 2022 beziffert IAZI schweizweit auf 1,3 Prozent. Der IAZI-CEO wies darauf hin, dass diese Ende 2003 oder Ende 2014 bei 0,9 bzw. 1,0 Prozent gelegen habe; 1989 lag sie gar bei 0,4 Prozent.

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Noch genügend Wohnraum

Als weiteren wichtigen Punkt hob er die Zunahme der Einpersonenhaushalte hervor. Im Vergleich zu 1970, als es davon noch rund 20 Prozent gab, hat sich diese Zahl bis Ende 2021 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) auf 37 Prozent beinahe verdoppelt. Die Zahl der Haushalte mit 5 Personen oder mehr hat sich in derselben Zeitspanne von 16 Prozent auf 5 Prozent auf verringert.

Über die vergangenen zehn Jahre ist die Anzahl an Einpersonenhaushalten um 18 Prozent gestiegen, wogegen die übrigen Haushalte lediglich um 9 Prozent zugenommen haben. Gefragt sind bei Singles vor allem die Städte. Während schweizweit 37 Prozent der Wohnungen nur von einer Person bewohnt werden, sind es in Zürich, Bern, Basel, Lausanne oder Genf laut Scognamiglio zwischen 46 und 49 Prozent.

Gemäss seinen Ausführungen gibt es in der Schweiz – noch – genügend Wohnraum, da zwischen 2016 und 2021 mehr Wohneinheiten gebaut worden seien als neue Haushalte gebildet wurden.

Rückgang im Wohnungsbau

Er räumt aber auch ein, dass sich dies in Zukunft ändern könnte. So sei der wichtigste Treiber für die Wohnnachfrage, die Einwanderung, nach wie vor intakt. Ebenso die noch immer stabile Konjunktur sowie der dynamische Arbeitsmarkt. Die Zahl der sich im Bau befindlichen Wohnungen deute nun darauf hin, dass in den kommenden Jahren 5000 bis 10'000 Wohnungen pro Jahr fehlen würden, so IAZI mit Verweis auf Zahlen des Bundesamtes für Wohnungswesen.

Für den Rückgang im Wohnungsbau gebe es ökonomische Erklärungen: So seien die Leerstände wegen des Mietwohnungsbooms des letzten Jahrzehnts noch bis vor zwei Jahren kontinuierlich angestiegen, was dazu geführt habe, dass die Bautätigkeit zurückging. Die nach der Pandemie gestiegenen Baukosten in Verbindung mit der Lieferketten-Problematik hätten dann die Wohnungsproduktion zusätzlich gedrosselt.

Mietabzocke?

«Das Bauen von Wohnungen rechnet sich nicht mehr so gut», so Scognamiglio. Wohnbauliegenschaften haben zwar mit 5,9 Prozent im vergangenen Jahr gemäss dem Swiss Property Benchmark noch immer gut rentiert, aber weniger als die 7,1 Prozent von 2021. Von den 5,9 Prozent Gesamtrendite entfielen zudem 3,0 Prozent auf Bewertungsgewinne.

Die effektiv aus der Vermietung angefallene Rendite, also die Mieteinnahmen minus die Mietkosten, habe lediglich bei 2,9 Prozent gelegen, führte Scognamiglio mit Blick auf die politische Diskussion und die Empörung wegen angeblicher «Mietabzocke» aus. Ähnliche Renditen seien heute aber risikolos auch mit sicheren Anlagen wie Staatsanleihen zu erzielen. (nim/SDA)

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