Der neue ABB-Chef Björn Rosengren (61) ist erst seit Kurzem im neuen Job und schon mit der grössten Krise der Welt konfrontiert. Das mache ihm aber nichts aus. Schliesslich sei es doch der «beste Job in der Welt» und er wohne in «einer der schönsten Städte der Welt», so der gebürtige Schwede in seinem ersten Interview mit der «NZZ».
Der einzige Nachteil: Seine Frau Cecilia steckt in Schweden fest. Wegen des Lockdowns wird ihr die Einreise in die Schweiz verwehrt.
Die Schweiz kennt der Schwede schon ganz gut: Anfang der 90er-Jahre hatte der dreifache Vater, der im März die neue Position anfing, schon einmal in der Schweiz gelebt. Damals arbeitete er für den schwedischen Schweisstechnikkonzern Esab.
Weniger Mitarbeiter in Oerlikon
Der neue ABB-Chef will die Zentrale in Zürich-Oerlikon schlank halten. Die Verantwortung soll nach unten delegiert werden, so Rosengren. «Mein Ansatz ist es, die globalen Zentralfunktionen klein zu halten», sagt er. «Es wird in Zukunft klein, aber fein sein.»
Ganz ohne die starke Zentrale soll es aber auch nicht gehen. Die Geschäftsleitung setze weiterhin die Regeln, erlässt Weisungen und stellt sicher, dass sich die Teams daran halten, erklärt der neue Chef. Vor ABB arbeitete Rosengren bei der schwedischen Industriefirma Sandvik.
Die globalen Zentralfunktionen wurden bereits in der Vergangenheit von 17'500 auf 1300 Personen reduziert. Dabei sind viele Stellen in die einzelnen Abteilungen verlagert worden. Insgesamt unterstehen dem 130 Jahre alten Unternehmen 17 Geschäftseinheiten in Bereichen wie Robotik oder Elektrifizierung. ABB ist in mehr als 100 Ländern tätig und beschäftigt 144'000 Mitarbeitende.
Keine Emotionen
Obwohl es bei ABB im letzten und laufenden Quartal zu Umsatzeinbussen kommt, bleibt der neue Chef optimistisch. Und dabei schaut er auf China. «Im März gab es dort eine starke Erholung, und nun läuft es für uns dort sogar besser als vor einem Jahr.»
Das Geheimnis seiner Führung sei für Rosengren, seine Emotionen im Griff zu behalten. Man dürfe sich nicht zu sehr in das Geschäft verlieben, in dem man tätig ist, erklärt er. «Das muss man auf unsentimentale Weise angehen», sagt er. «Dabei hilft es, einen Aussenstehenden wie mich zu holen.»
Die Decke fällt ihm auf den Kopf
So gut ihm Zürich auch gefällt, wird er aber nach Wochen des Lockdowns doch unruhig. Normalerweise ist er ein vielgereister Manager. Nun sitzt er seit einem Monat hier fest. «Das macht mich schon etwas unruhig». (SDA/vnf)