Pflegerinnen, Fliessbandarbeiter, Flugbegleiter – viele mehr betroffen
So schädlich ist Schichtarbeit wirklich

Wer in Schichten arbeitet, lebt gegen die innere Uhr. Das kann zu gesundheitlichen Risiken führen. Vor allem Nachtschichten könnten das Risiko für Krebs erhöhen, glauben Experten.
Publiziert: 23.08.2019 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2019 um 13:24 Uhr
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Nachtschichten können das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken.
Foto: Ex-Press

Arbeiten, wenn andere schlafen: Krankenpfleger, Fliessbandarbeiter oder Flugbegleiter machen beruflich regelmässig die Nacht durch. Für den Körper ist das nicht nur wegen der Müdigkeit besonders belastend. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bestätigte jüngst auf Basis neuer Studien ihre frühere Einschätzung, dass Nachtarbeit wahrscheinlich krebserregend ist. Allerdings sind dazu noch viele Fragen offen.

Das Arbeiten in Nachtschicht fällt damit in die Gruppe 2A – «wahrscheinlich karzinogen». Dazu gehören auch etwa der umstrittene Pflanzenschutz-Wirkstoff Glyphosat und der Verzehr von rotem Fleisch. Wie die Agentur mit Sitz in Lyon (F) erklärt, gebe es «eingeschränkte Nachweise», dass Nachtarbeit zu Tumoren in Brust, Prostata und Darm führen könne. Die Einstufung gilt aber nicht als Risikobewertung, wie die Agentur betont.

Schichtarbeit hat Einfluss aufs Krebsrisiko

Denn Aussagen über die Wahrscheinlichkeit, mit der Nachtarbeit Krebs auslöst, sind schwer. Die Bewertung der Experten könne lediglich die Frage klären, ob nächtliche Schichtarbeit einen Einfluss auf das Krebsrisiko hat, sagt Hajo Zeeb, der an der IARC-Einstufung beteiligte Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen (D).

«Wie gross der Einfluss der Nachtarbeit auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit dieser Einschätzung nicht klären. Dazu bräuchte es eine sogenannte Risikobewertung.» Ausserdem würden individuelle Aspekte einer einzelnen Person in Schichtarbeit bei der Bewertung nicht berücksichtigt, sagt Zeeb.

Bedingt durch die Studiendesigns liessen sich auch andere Erklärungen für Krebserkrankungen nicht völlig ausschliessen. Die Einschätzung der Expertengruppe erschien schon im Juli in der Fachzeitschrift «The Lancet Oncology». Erstmals hatte die IARC die Nachtarbeit schon 2007 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.

Nachtschicht besonders ungesund

Bisher waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Schichtarbeit generell krebserregend sein könnte. Die neuen Studien zeigten nun aber, dass vor allem die  Arbeit zu Zellveränderungen führen kann, bei welcher der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird. Die Neubewertung für die IARC übernahm eine Arbeitsgruppe aus 27 Wissenschaftlern aus 16 Ländern. Die Experten analysierten dafür wissenschaftliche Literatur und Studien.

«Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema», so Zeeb, der Teil dieser Expertenkommission war. «Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hoch kompliziert.» (pbe/SDA)

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