Die Digitalisierung hilft Firmen, begehrte Fachkräfte zu finden. Viele grosse Unternehmen setzen Computer ein, welche die Hunderten von Bewerbungen filtern. Es gibt Experten, die davon ausgehen, dass das klassische Bewerbungsgespräch schon bald ein Auslaufmodell ist.
Mittlerweile helfen Programme aber auch zu verhindern, dass wichtige Angestellte kündigen und die Firma verlassen. Das schreibt das Online-Portal des Stern. Praktisch alle der 100 grössten Unternehmen der Welt haben mittlerweile in der Personalabteilung spezialisierte Datenteams aufgebaut.
IBM spricht von 95 Prozent Zuverlässigkeit
IBM-Chefin Ginni Rometty (61) mit ihren 350’000 Mitarbeitern in aller Welt behauptete kürzlich: «Meine Leute können dank künstlicher Intelligenz mittlerweile mit 95-prozentiger Sicherheit vorhersagen, welcher Angestellte kurz davor steht, den Job zu kündigen.» IBM hat die Software selber entwickelt und bietet sie mittlerweile auch anderen Konzernen gegen teures Geld an.
Doch wie funktioniert das System? Die HR-Chefin von IBM, Diane Gherson (47) erzählt ein konkretes Beispiel: Vier Software-Entwicklerinnen sind seit vier Jahren im Unternehmen. Die vier jungen Frauen haben zusammen an einer Elite-Uni studiert. Drei von ihnen wurden mittlerweile befördert, die vierte nicht.
Lohnvergleiche und Beförderungen
In einem grossen Betrieb wie IBM hätte die Personalabteilung dies nicht erkannt. Die Software bemerkt aber die Zusammenhänge und weist auf den möglichen Frust bei der nicht beförderten Angestellten hin. IBM hat ihr kurz darauf einen besseren Posten angeboten.
Wie genau das System die Kündigungswahrscheinlichkeit berechnet ist geheim. Entscheidende Faktoren, welche in die Prognose einfliessen, sind aber die Dauer der Firmenzugehörigkeit, Vergleiche von Löhnen in der Firma aber auch bei der Konkurrenz, die Länge des Arbeitsweges oder erfolgte oder gescheiterte Beförderungen.
Weniger Mails sind ein Alarmsignal
Andere Firmen gehen noch weiter als IBM. Sie überwachen den E-Mail-Verkehr oder wie sich ein Mitarbeiter privat in den sozialen Medien äussert. Sie durchleuchten LinkedIn-Profile, um zu erkennen, ob jemand auf dem Absprung ist. Selbst wenn sie den Inhalt von Mails nicht kennen, ziehen sie Schlüsse aus der Mail-Intensität. Wer weniger geschäftliche Mails schreibt, als noch vor ein paar Monaten, der macht sich verdächtig.