Es ist ein Kreuz mit diesen Daten, ganz besonders in den Restaurants! Dort sollen die Wirte nach der Wiedereröffnung die Personalien ihrer Gäste registrieren. Das macht, falls sich ein Corona-Infizierter im Lokal aufgehalten hat, eine spätere Rückverfolgung möglich. Der Bundesrat wollte die Registrierung obligatorisch machen – doch der Datenschützer sagte Nein.
Deshalb liegen in den Schweizer Beizen nun Block und Bleistift für Gäste bereit, die freiwillig Namen und Anschrift hinterlassen wollen. «Es sind keine zehn Prozent, die sich eintragen», sagt Franz Sepp Caluori (60), Präsident von Gastro Graubünden. «Das Argument ist immer das gleiche: der Datenschutz.»
Keine Namen, keine Telefonnummern
Ab Montag lässt sich das Problem per Smartphone lösen: mit der App «Mindful», entwickelt von der Zürcher Digitalagentur Mindnow. Die Smartphone-Anwendung erlaubt eine anonyme Registrierung, im Ernstfall aber dennoch die Benachrichtigung der Nutzer. Das Prinzip ist einfach: Restaurants melden auf einer Onlineplattform ihre Tische an und versehen sie anschliessend mit einem QR-Code. Gäste laden die App aus dem App Store herunter und richten vor dem Essen ihr Smartphone auf den Code. So sind sie registriert – anonym, denn festgehalten wird nur die App-ID.
«Wir brauchen keine Namen und keine Telefonnummern», sagt Jean-Paul Saya (45), Co-CEO von Mindnow. Partner Jakob Kaya (33) erklärt: «Im Ernstfall erhält der Gast eine Push-Nachricht. Dann kann er selber entscheiden, wie er reagieren will.» Ob er sich bei den Behörden meldet, zum Arzt geht oder gar nichts unternimmt – er fällt den Entschluss aus freien Stücken und ohne Namensnennung.
Gastrosuisse war nicht interessiert
Die Agentur hat das Konzept für Christoph Heydt entwickelt, den Chef der deutschen Restaurantkette Sausalitos. Jetzt stellt Heydt die App sämtlichen Gasthäusern kostenlos zur Verfügung. Auch in der Schweiz. Zürichs Gastrokönig Michel Péclard (50) sieht das als Chance: «Die App garantiert Anonymität und Rückverfolgbarkeit zugleich.» Beides sei jetzt dringend nötig, ergänzt sein Partner Florian Weber (33). Denn in ihren 14 Gastrobetrieben sehe es überall gleich aus: «Nur jeder zehnte Gast registriert sich.»
Mindnow stellte die App dem Branchenverband Gastrosuisse vor. Der zeigte sich an einer Zusammenarbeit nicht interessiert.
Dafür sind mittlerweile andere Branchen neugierig geworden. So könnte die App für die grösste Coiffeurkette der Schweiz von Nutzen sein. Denn der Datenschützer hat erklärt, dass Geschäfte die Kundendaten nicht obligatorisch einfordern dürfen. «Deshalb brauchen wir eine Lösung, die auskunftsfähig ist und trotzdem den Datenschutz garantiert», sagt Peter Fuchs (48), Chief Digital Officer. «Wir prüfen daher den Einsatz der Mindnow-App. Denn was für die Gastronomie passt, kann für den Coiffeur nicht falsch sein.»
Dass sich mit der App auch Menükarten digital anzeigen lassen, dürfte Coiffeure kaum interessieren. Gastronomen und ihre Gäste hingegen schon – zumal in Zeiten, in denen viel genutzte Oberflächen nicht zu den Dingen gehören, die man gerne berührt.