Neue Bombardier-Züge bleiben im Werk stehen
Warum spielen die SBB auf Zeit?

Die in Deutschland gebauten Wagen für den Bombardier-Doppelstöcker sind in der Schweiz angekommen. Doch wann der Twindexx auf die Schiene kommt, bleibt weiterhin offen.
Publiziert: 28.06.2017 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:49 Uhr
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Bombardier-Werk in Villeneuve: Die Züge stehen bereit.
Foto: Bildquelle: Reportair.ch / Niklaus Waechter
Guido Schätti

Mitte Mai fand die erste öffentliche Testfahrt des neuen Doppelstock-Zuges von Bombardier statt. Nun treffen weitere Wagen aus dem Bombardier-Werk Görlitz (D) in der Schweiz ein. Sie stehen in der Fabrik in Villeneuve VD, wie Luftaufnahmen zeigen.

Auch auf dem Areal der stillgelegten Tamoil-Raffinerie in Collombey VS hat sich Bombardier eingemietet. Verdeckt durch eine Zeltblache, wird ein Zug für die Abnahme fertig gemacht. 23 Züge mit 184 Wagen liefert Bombardier dieses Jahr. Insgesamt haben die SBB 62 Züge für 1,9 Milliarden Franken bestellt.

Sieben Jahre nach der Bestellung und vier Jahre später als geplant steht der Doppelstöcker nun bereit für die Zulassung. Ende gut, alles gut? Nach den ersten Testberichten macht es fast den Anschein. Der BLICK-Test lobte die Helligkeit im Oberdeck. 

Swiss-Manager ist schon wieder weg

Doch die grösste Zugbeschaffung in der Geschichte der SBB bleibt ihrer Krisenhistorie treu. Diesmal sorgen die SBB für einen Eklat: Der von der Swiss angeheuerte Projektleiter Manfred Brennwald (64) ist nach zwei Monaten bereits wieder weg. Das berichtet die «Schweizer Eisenbahn-Revue» in ihrer jüngsten Ausgabe. Die SBB bestätigen den Abgang von Brennwald. 

Wann die Züge in den Verkehr kommen, ist unklar. Bombardier will die Zulassung im Sommer erhalten. Doch die SBB glauben nicht daran. Eine Zulassung heisse noch lange nicht, dass der Zug auch zuverlässig funktioniere, betonen sie in einem Faktenblatt. Man müsse mit Kinderkrankheiten rechnen: «Wir bereiten uns schon jetzt auf mögliche weitere Verzögerungen vor.»

Für die SBB ist Zeit Geld

Für die «Eisenbahn-Revue» kommt das wenig überraschend. Die SBB kassierten seit dem Frühling Strafgelder von Bombardier wegen nicht eingehaltener Termine. «Sie müssen daher geradezu versucht sein, die Fahrzeugabnahme nicht zu überstürzen, denn ihre neuen Züge werden täglich billiger», schreibt das Fachblatt.

Einen Beleg dafür sieht das Magazin auch darin, dass die SBB die Zusatzausrüstung für die Zulassung in Deutschland bisher nicht bestellt hätten. Damit seien weitere Verzögerungen programmiert. Die SBB wollen den Vorwurf nicht kommentieren.

Doch wann rollen die Züge nun? Für nächstes Jahr haben die SBB mit anderen Zügen vorgesorgt. Erst 2019 sind sie auf den Twindexx angewiesen. Die SBB haben also keinen Grund zur Eile. 

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