Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist eine der zentralen Forderungen des zweiten Schweizer Frauenstreiks, der am 14. Juni stattfindet. Ein wichtiger Schritt Richtung Lohngleichheit ist Lohntransparenz. Denn «wenn die Löhne transparent sind, dann können keine diskriminierenden Löhne mehr bezahlt werden», sagt die Unia-Gewerkschafterin Isabelle Lüthi (30). Sie ist auch die Projektverantwortliche einer Onlineplattform für Lohntransparenz. Dort können Interessierte ihren Lohn offenlegen und mit Namen, Beruf und Foto ihren persönlichen Beitrag zur Lohndebatte leisten.
Ein wichtiger Beitrag, wie Lüthi sagt: «Über den Lohn zu sprechen, ist in der Schweiz ein grosses Tabu. Das wollen wir brechen.» Allerdings, dieses Tabu ist kleiner geworden. Denn eine Mehrheit der Befragten der Lohnzufriedenheitsstudie ist klar für mehr Lohntransparenz.
Im Auftrag des Onlineportals jobs.ch in Zusammenarbeit mit BLICK hat die Forschungsstelle Sotomo eine schweizweite Umfrage zur Lohnzufriedenheit durchgeführt. Dabei wurden zwischen dem 17. und 22. Mai über 10'000 Personen befragt. Die Grundgesamtheit bildet die erwerbstätige Bevölkerung der Schweiz im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Im Auftrag des Onlineportals jobs.ch in Zusammenarbeit mit BLICK hat die Forschungsstelle Sotomo eine schweizweite Umfrage zur Lohnzufriedenheit durchgeführt. Dabei wurden zwischen dem 17. und 22. Mai über 10'000 Personen befragt. Die Grundgesamtheit bildet die erwerbstätige Bevölkerung der Schweiz im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Interessant: Frauen sind deutlicher dafür, alle Löhne offenzulegen. Doch auch eine Mehrheit der Männer will wissen, was Kolleginnen und Kollegen verdienen. Aus Sicht der Arbeitnehmer macht diese Forderung durchaus Sinn. Doch was sagen die Arbeitgeber zum Thema?
Arbeitgeber skeptisch
Der Schweizerische Arbeitgeberverband macht auf Anfrage von BLICK darauf aufmerksam, dass ein Problem der Bekanntgabe von Individual-Löhnen vor allem darin besteht, «dass Arbeitnehmende trotz Kenntnis der Löhne ihrer Arbeitskolleginnen und -kollegen kaum in der Lage sind, die Grundlagen für die Lohnhöhe zu beurteilen». Also etwa Weiterbildungen oder Erfahrung nicht richtig eingeschätzt werden können.
Dagegen gibt es ein Rezept, wendet Gewerkschafterin Lüthi ein: «Wichtig ist ein für alle nachvollziehbares System, wie die einzelnen Löhne zustande kommen.»
Was aber versprechen sich die Befragten von mehr Lohntransparenz? Vor allem gerechtere Löhne, nicht aber höhere. Das ist erstaunlich, denn Lüthi weiss: «In der Regel werden nicht die hohen Löhne gekürzt, sondern die tiefen angehoben. Das heisst auch Gutverdienende müssen die Transparenz nicht fürchten.»
Neiddebatte befürchtet
Daran zweifeln nicht nur die Arbeitgeber, die vor «Missgunst und einem schlechten Arbeitsklima» warnen. 44 Prozent der in der Studie befragten Männer befürchten mehr Neid. Neid darüber, dass der Kollege mehr verdient. Vor allem Gutverdienende mit einem Jahreslohn von über 110'000 Franken fürchten die Neiddebatte in den Unternehmen.
Auch dieses Argument kontert die Gewerkschafterin: «Die Neiddebatte kann gerade auch dort angeheizt werden, wo keine Transparenz herrscht.» Denn schlimmer als ungerechtfertigte Lohndifferenzen sind nur noch unbewiesene Lohnunterschiede, die Spekulationen Tür und Tor öffnen.