Es hat schon fast Tradition: Vor einer Verwaltungsratssitzung der Credit Suisse legt sich der Vizechef des US-Fonds Harris Associates, David Herro (58), ins Zeug für CS-Chef Tidjane Thiam (57). Konzernchef Thiam soll bleiben, schrieb der Vertreter des CS-Grossaktionärs in einem E-Mail, die Bloomberg vorliegt. Herro macht damit vor dem CS-Meeting am Dienstag klar, dass Thiams Verbleib wieder einmal das grosse Thema ist.
Denn Ruhe ist in der Grossbank nach dem Auffliegen der Beschattungsaffäre von Ex-CS-Vermögensverwaltungschef Iqbal Khan (44) im Herbst noch nicht eingekehrt. Im Dezember enthüllte die «Neue Zürcher Zeitung», dass auch der ehemalige CS-Personalchef Peter Goerke (58) überwacht wurde. Wie im Fall Khan erteilte die Credit Suisse Thiam und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (60) einen Persilschein. Sie hätten nichts gewusst von der Spionage.
US-Grossaktionär war bisher mit Kataris und Saudis im Boot
Dass inzwischen auch die Finanzmarktaufsicht die Rollen der CS-Führungsgremien unter die Lupe nimmt, scheint Herro nicht zu besorgen. Er strich erneut hervor, dass er keinen Grund darin sehe, einen erfolgreichen Konzernchef auszuwechseln, wenn ihm nichts vorgeworfen werden könne. Harris Associates hält direkt und indirekt acht Prozent der CS-Aktien. Mit Harris im Boot waren bisher jeweils zwei weitere Grossaktionäre, der Staatsfonds von Katar und eine einflussreiche Familie Saudi-Arabiens, die beide rund fünf Prozent der Aktien halten. Doch wie lange noch?
Die anderen weniger lautstarken Grossaktionäre sind die Beteiligungsgesellschaft Blackrock (4,2 Prozent) und die norwegische Norges Bank (5 Prozent). Allein seit Anfang Jahr hat ihre CS-Beteiligung 6,8 Prozent an Wert verloren. Zum Vergleich: die Aktien von Konkurrentin UBS gaben seit Jahresbeginn bloss 1,8 Prozent nach. Das Interesse der Grossaktionäre an einem Ende immer neuer Spionage-Schlagzeilen dürfte gross sein.
Bisher hat das Thiam-Lager aber alle Angriffe abwehren können, einzig der langjährige Thiam-Vertraute und Stabschef Pierre-Olivier Bouée (48) musste über die Klinge springen. Um sich selber zu verteidigen, nutzt Thiam neuerdings Instagram.