Schon bald könnte in der Luftfahrt eine neue Ära anbrechen. Die Swiss prüft den Einsatz des neuartigen Flugzeugs A321 Neo LR. Swiss-CEO Thomas Klühr (53) zu SonntagsBlick: «Wir diskutieren dies innerhalb des Konzerns und prüfen ein mögliches Einsatzspektrum des A321 Neo LR.» «LR» steht für «Long Range», also Langstrecke. Der bisherige Kurz- und Mittelstreckenjet A321 kann jetzt also über grössere Distanzen fliegen.
Airbus ist dabei, seinen Verkaufsschlager, die A320-Familie, unter dem Projektnamen «Neo» rundzuerneuern. Dabei wird eine spezielle Version des A321 mithilfe von drei Zusatztanks besonders weit fliegen können. Zudem steigern neue Technik und erhöhte Effizienz die Reichweite dieses sogenannten Single-Aisle-Flugzeugs (Eingänger) massiv: von 5500 Kilometer auf rund 7400 Kilometer.
Neue Märkte im Visier
«Ich sehe in diesem Zusammenhang ein gewisses Potenzial, da diese Maschinen über eine beachtliche Reichweite verfügen. Mit dieser Reichweite könnten neue Märkte in Betracht gezogen werden», sagt Swiss-Chef Klühr. Ob die Swiss mit dem neuen Jet über den Atlantik fliegen will, lässt er offen. Sicher ist: Der neue A321 schafft das genauso wie die neue Version des Konkurrenzflugzeugs Boeing B737. Äusserlich unterscheiden sich die beiden Jets kaum von ihren Vorgängern, die als absolute Flugzeugklassiker gelten und zu Tausenden auf Kontinentalflügen eingesetzt werden.
Doch von Mitteleuropa können sie nun sogar die US-Ostküste erreichen – die Rede ist von «kurzen Langstreckenflügen».
Billigairlines im Wettrüsten um Langstrecken
Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten – vor allem für Billigairlines: Die liessen wegen des Aufwands bisher vom Interkontinentalwettbewerb ab. Jetzt aber ist das Wettrüsten eröffnet. Die umtriebige Norwegian Air wandelte dreissig A321-Neo-Bestellungen in A321-Neo-LR um. Sie ist damit der erste Billig-Carrier, der auf den neuen Jet setzt – ausdrücklich für Transatlantikflüge. Die Maschine soll 2019 ausgeliefert werden und über nur eine Klasse verfügen. Auch Airlines wie die skandinavische SAS, TAP Air Portugal oder die Swiss-Schwester Eurowings haben Interesse bekundet.
Auf Paradestrecken wie nach New York werden wohl weiterhin grosse Langstreckenjets mit hohem Passagiervolumen eingesetzt. Doch kleinere Zentren werden nun ebenfalls interessant. Die Swiss dürfte nun wohl vor allem Destinationen in Afrika und Asien im Auge haben.