Bald passen noch weniger Kleider ins Handgepäck. Das wollen die Airlines so. Am Treffen der Luftfahrtbranche IATA in Miami haben sie sich auf eine feste Koffergrösse geeinigt. Bisher war die Situation unübersichtlich. Jede Fluggesellschaft hatte ihre eigenen Regeln.
Ein weltweiter Standard wäre deshalb eigentlich eine gute Nachricht. Wenn da nur nicht diese Masse wären. Die Koffer sollen neu maximal 55 Zentimeter hoch, 35 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief sein. Zum Vergleich: Swiss erlaubt aktuell Koffer mit den Massen 55/40/23.
Lufthansa setzt es als erste um
Noch ist unklar, wann die «Empfehlung» der IATA in Kraft tritt und welche Airlines mitmachen. Neun Luftfahrtgesellschaften haben aber angekündigt, das neue Regime «bald» durchsetzen zu wollen. Dazu gehören Lufthansa, Emirates, Qatar Airways oder Cathay Pacific. Weitere sollen demnächst folgen.
Und wie reagiert die Swiss? Die Lufthansa-Tochter schreibt auf Anfrage «Swiss begrüsst die Initiative, die Masse von Handgepäck industrieweit zu standardisieren.» Ob und wann die neue Richtlinie umgesetzt wird, stehe noch nicht fest.
Man kann aber davon ausgehen, dass die Swiss eher früher als später mit dem Mutterhaus Lufthansa mitzieht. Denn die Absicht der Airlines ist klar: «Flight only»-Tickets – also Flüge ohne Zusatzgepäck – sollen unattraktiver werden. Die Passagiere sollen stattdessen extra Gepäckstücke buchen – und dafür Gebühren zahlen.
Viele Passagiere brauchen neue Koffer
Denn was bisher nur bei den Low-Cost-Airlines wie Easyjet möglich war, wird nun auch bei den klassischen Fluggesellschaften eingeführt. Diesen Sommer lanciert die Swiss ein neues Tarifsystem für Europaflüge. In der günstigsten Economy-Stufe ist nur Handgepäck inbegriffen. Zusatzgepäck kostet extra.
Reisen nur mit Handgepäck ist vor allem für Kurzurlaube beliebt. Doch schon heute ist es knifflig, alles nötige fürs Wochenende in London in einem Handgepäck-Koffer zu verstauen. In Zukunft wird das nun noch komplizierter. Ausserdem werden sich sich viele Passagier neue Koffer kaufen müssen.
Konsumentenschützerin: «Arrogante Airlines»
Deshalb sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Schweizerischen Konsumentenschutzes: «Das ist ganz klar ein Leistungsabbau.» Diese Bestimmung diene lediglich der Gewinnmaximierung der Luftfahrtgesellschaften.
Sie setzt ein Fragezeichen hinter die Rechtmässigkeit dieser neuen «Empfehlung». Und fordert, dass eine Wettbewerbsbehörde den Vorgang unter die Lupe nimmt. «Die Arroganz der Fluggesellschaften kennt keine Grenzen», nervt sie sich.