Bis jetzt hiess es bei Nestlé: «Nespresso. What else?» Jetzt gibt es eine Antwort: Starbucks! Um das schleppende Wachstum in Nordamerika anzukurbeln, hat Nestlé für 7,15 Milliarden Dollar das Kaffeegeschäft der US-Kette übernommen.
«Dies ist ein bedeutender Schritt für unser Kaffeegeschäft», sagte Nestlé-Chef Mark Schneider (52) in einer Telefonkonferenz. «Mit Starbucks, Nescafé und Nespresso führen wir nun drei herausragende Marken der Kaffeewelt.»
Der Deal sieht vor, dass Nestlé das Kaffeegeschäft ausserhalb der Starbucks-Cafés übernimmt. Dazu gehören auch Fertigkaffees, Kapseln und Kaffeebohnen für Private, Restaurants und Firmen. Mit diesem Geschäft erzielt die Kaffeehaus-Kette heute gerade mal einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Dollar. Nestlé zahlt also einen stolzen Preis.
Die Cafés wird Starbucks weiterhin unabhängig betreiben. Aber auch dort ist Schweizer Qualität im Einsatz: Die Firma Thermoplan mit Sitz in Weggis LU liefert den Amerikanern die Kaffee-Maschinen.
Nestlé auf Einkaufstour
Bereits vor ein paar Monaten erwarb der Multi für 450 Millionen Franken 68 Prozent am hippen US-Kaffeeröster Blue Bottle. Aufhorchen lassen die enormen Summen. So hat Nestlé für die zwei Zukäufe mehr als 7,5 Milliarden Franken hingeblättert. Das ist mehr als der Jahresgewinn von 2017: 7,2 Milliarden Franken.
Klar ist auch, weshalb Nestlé solche Summen hinblättert. Heute wollen die Konsumenten lokale, gesunde und frische Produkte. Viele Nestlé-Artikel sind aber global, kalorienreich und abgepackt. Schneider versucht, dieses Defizit mit Beteiligungen und Zukäufen zu überwinden.
Für Marktbeobachter kommt der Deal nicht überraschend. Einerseits verlief Nestlés Kaffee-Geschäft in Nordamerika nicht wie erwünscht, andererseits ist Kaffee neben Säuglingsnahrung, Wasser und Haustiernahrung einer der Geschäftsbereiche, den Schneider zum Wachstumsfeld auserkoren hatte.
Nestlé erhofft sich mit der neuen Strategie mehr Schub für das nordamerikanische Kapselgeschäft. Mit Ventourline, den eigens für den US-Markt kreierten Kapseln, ist das Unternehmen zwar bereits seit 2014 präsent. Dennoch liegt Nestlé deutlich hinter direkten Konkurrenten zurück.
Starbucks-Deal freut Anleger und Analysten
Darum gefällt den Anlegern der neuste Deal: Die Nestlé-Aktie schloss gestern mit 1,65 Prozent im Plus. Jean-Philippe Bertschy, Aktienanalytiker bei der Bank Vontobel, spricht von einem «Super-Deal». Starbucks sei im Hochpreis-Segment sehr gut positioniert. «Höhere Preise bringen auch höhere Margen», sagt Bertschy.
Ausserdem zeigt Schneider, dass er es mit dem angekündigten radikalen Umbau ernst meint. Das amerikanische Süsswarengeschäft hat er an Nutella-Hersteller Ferrero abgestossen, stattdessen setzt er auf vegetarische und vegane Trends. Beispiele: Der Kauf von Sweet Earth, einem Hersteller fleischloser Lebensmittel, und eine Minderheitsbeteiligung bei Freshly, einem Lieferdienst für gesundes Essen.
Die Wassersparte von Nestlé legt 2019 ihre beiden Produktionsstätten in Henniez VD am Hauptstandort ausserhalb des Dorfkerns zusammen. Der Standort im Dorfinneren soll Anfang 2020 schliessen. Entlassungen gebe es nicht, heisst es in einem Communiqué. Vielmehr werde man 25 Millionen Franken in effizientere Anlagen investieren. Nestlé Waters übernahm Henniez vor gut zehn Jahren. Die Mehrheitsaktionärin, die Familie Rouge, verkaufte damals ihre Anteile dem Konzern, um das Überleben der Marke zu sichern.
Die Wassersparte von Nestlé legt 2019 ihre beiden Produktionsstätten in Henniez VD am Hauptstandort ausserhalb des Dorfkerns zusammen. Der Standort im Dorfinneren soll Anfang 2020 schliessen. Entlassungen gebe es nicht, heisst es in einem Communiqué. Vielmehr werde man 25 Millionen Franken in effizientere Anlagen investieren. Nestlé Waters übernahm Henniez vor gut zehn Jahren. Die Mehrheitsaktionärin, die Familie Rouge, verkaufte damals ihre Anteile dem Konzern, um das Überleben der Marke zu sichern.