Nestlé, FC Luzern und SC Bern preschen vor
Automatisches Fieber-Messen bei Arbeitnehmern und Sportfans

Bei 10'000 Angestellten des Lebensmittel-Multis Nestlé wird im Kampf gegen Corona tagtäglich die Körpertemperatur gemessen. Die Sportvereine FC Luzern und SC Bern nehmen die Fans ins Visier – obwohl der Bund wenig hält von dieser Anti-Corona-Massnahme.
Publiziert: 16.08.2020 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2020 um 12:01 Uhr
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Es waren befremdliche Bilder, die uns vor einigen Monaten aus dem chinesischen Wuhan erreichten, dem mutmasslichen Ursprungsort von Covid-19: Sicherheitskräfte halten Autofahrern pistolenförmige Infrarot-Thermometer an die Stirn, um die Temperatur zu messen. (Symbolbild)
Foto: AFP
Thomas Schlittler

Es waren befremdliche Bilder, die uns vor einigen Monaten aus dem chinesischen Wuhan erreichten, dem mutmasslichen Ursprungsort von Covid-19: Sicherheitskräfte halten Autofahrern pistolenförmige Infrarot-Thermometer an die Stirn, um die Temperatur zu messen. Das Ziel: Menschen mit überhöhter Temperatur ausfindig machen und in Corona-Quarantäne schicken.

Viele Firmen messen Fieber

Mittlerweile hat das flächendeckende Fiebermessen die Schweiz erreicht. Der Lebensmittelmulti Nestlé führt an den Eingängen sämtlicher Standorte in der Schweiz Temperaturkontrollen durch. Die Nestlé-Mitarbeiter am Hauptsitz in Vevey VD müssen genau gleich zum täglichen Fiebermessen antraben wie die Produktionsmitarbeiter, die in ­Avenches VD, Orbe VD und Romont FR Nespresso-Kapseln produzieren, in Basel Thomy-Mayon­naise oder in Konolfingen BE Babynahrung.

Insgesamt sind mehr als 10 000 Mitarbeiter von der Massnahme betroffen. «Je nach Grösse des Standorts und nach Eingang kommen unterschiedliche Messtechniken zum Einsatz, mehrheitlich erfolgt diese inzwischen automatisch mithilfe einer speziellen Kamera», sagt Nestlé-Sprecherin Inge Gratzer.

Nestlé ist kein Einzelfall. Gemäss einem Bericht der «NZZ» haben auch der britische Nestlé-Konkurrent Unilever sowie die Pilatus-Flugzeugwerke in Stans NW Anlagen, um bei sämtlichen Mitarbeitern in der Schweiz täglich die Körpertemperatur messen zu können.

Doch auch Fussball- und Eis­hockeyfans könnten sich bald mit Fiebermessgeräten konfrontiert sehen. So setzte der FC Luzern laut «NZZ» an sieben Meisterschaftsspielen automatische Fieber-Scanner ein, um potenziell an Covid-19 erkrankten Personen den Zugang zum Stadion verweigern zu können.

Der SC Bern will im Kampf gegen Corona ebenfalls auf kollek­tive Temperaturkontrollen der Fans setzen. «Ja, wir werden Fieber messen», sagt Medienchef Christian Dick zu SonntagsBlick. Wie, sei aber noch offen. Die ZSC Lions wiederum werden «die Option Fieber-Screening» zusammen mit dem Hallenstadion anschauen.

Wirkung ist umstritten

Beim Bund hält man derweil wenig von dieser Anti-Corona-Massnahme. «Die Frage wird in wissenschaftlichen Kreisen kontrovers diskutiert. Als alleinige Massnahme scheint die Temperaturmessung indes kein adäquates Mittel», schreibt eine Sprecherin. Man stütze sich dabei auf die Einschätzung der Covid-19-Taskforce. Die kantonalen Gesundheitsdirektionen teilen diese Meinung. Stellvertretend dazu die Begründung des Kantons Luzern: «Nicht alle mit Covid-19 infizierten Personen haben Fieber.»

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