Wer sein Haus oder seine Wohnung verkaufen will, tut das in der Regel über einen Makler. Der bewertet die Immobilie und findet einen Käufer. Dafür erhält er bei Vertragsabschluss eine Maklerprovision von bis zu drei Prozent des Verkaufspreises. Je nachdem, was die Liegenschaft kostet, kann die Provision also happig ausfallen: Hat das Objekt zum Beispiel einen Verkaufspreis von 1,3 Millionen Franken, bekommt der Makler nach Abschluss 39'000 Franken.
Das Westschweizer Start-up Neho.ch hat dank Digitalisierung einen Weg gefunden, um die Maklerkosten drastisch zu senken: Seit November 2017 bietet es einen Dienst zum Fixpreis von 7500 Franken – unabhängig vom Wert der Immobilie.
Der Unterschied zum herkömmlichen Maklermodell: Bereits vor Verkaufsabschluss müssen 3000 Franken gezahlt werden, die restlichen 4500 danach. Kommt der Verkauf nicht zustande, bekommt der Verkäufer das Geld jedoch nicht zurück.
Digitale Prozesse sparen Zeit und Geld
Mit den 3000 Franken kümmert sich Neho.ch während zehn Monaten um alles, was ein traditioneller Makler auch tut: Die Wertschätzung der Liegenschaft, Inserate auf Immobilienportalen schalten oder einen virtuellen Rundgang durch das Verkaufsobjekt erstellen.
Das alles läuft digital ab, Algorithmen sparen Zeit und Geld. «Wir haben den zeitlichen Aufwand eines Hausverkaufs berechnet und so den Fixpreis festgelegt», sagt Heiko Packeiser, Geschäftsführer von Neho.ch in der Deutschschweiz. Dieser liege zwischen 20 und 40 Stunden – egal wie gross die Immobilie sei.
Seit August ist das junge Unternehmen neu im Kanton Zürich präsent. Davon, dass ihr digitales Angebot funktioniert, ist Packeiser überzeugt: 95 Prozent der Interessenten suchten online nach einer Kaufimmobilie. Zudem habe Neho.ch in den letzten zehn Monaten bereits über 100 Häuser verkauft – bei einer Abschlussquote von 85 Prozent.
Die Proptechs kommen
Ganz ohne persönlichen Kontakt geht es bei den digitalen Maklern dann doch nicht: «Der Verkauf einer Immobilie ist immer etwas Emotionales», erklärt Packeiser. Neho.ch arbeite deshalb mit Maklern aus Fleisch und Blut zusammen. Und denen könnte das Start-up in Zukunft Konkurrenz machen. Denn neben Neho gibt es noch andere – sogenannte Proptechs – die Maklerdienste ohne Provision bieten: Simplehouse oder Myhausverkauf.
Claude Ginesta sieht das klassische Maklergeschäft nicht in Gefahr. «Hier wird eine neue Käuferschicht angesprochen, die sich sehr wahrscheinlich vorher nicht an einen Makler gewandt hätte», sagt der CEO von Ginesta Immobilien und Vize-Präsident der Schweizerischen Maklerkammer. Nur, weil es günstige Zwei-Sterne-Hotels gebe, würden die mit fünf auch nicht aussterben.
Stephan Heller von der Immobilienfirma Heller & Partner GmbH fragt sich, ob Anbieter von solch niedrigen Fixhonoraren nicht auch den Arbeitsaufwand zulasten ihrer Kunden minimieren. Zudem gebe es in der Immobilienbranche bereits viele Quereinsteiger mit dürftigem Fachwissen. «Als Eigentümer darf man durchaus mal etwas kritisch sein und Fragen zur Ausbildung stellen. Schliesslich vertraut man dem Makler seinen grössten Vermögensposten an», sagt er.