Das war ein Fazit einer Tagung von Birdlife Schweiz und Insect Respect vom Donnerstag, an der rund 300 Personen aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Naturschutz teilnahmen, wie die Organisatoren am Freitag mitteilten. Die Menge und Vielfalt an Insekten habe in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen.
In der Schweiz seien über 40 Prozent der Insektenarten gefährdet und 5 Prozent bereits ausgestorben. In manchen deutschsprachigen Gebieten sei die Insektenzahl um über 70 Prozent zurückgegangen, stellten die Experten fest.
Sie erinnerten daran, dass es gute Gründe gebe, «Insekten zu respektieren". Insekten würden beispielsweise die Pflanzenwelt am Leben halten, sie seien ein wichtiger Teil der Nahrungskette, machten die Erde fruchtbar und sicherten die Welternährung.
Einer der Gründe für das Insektensterben ist die intensive Landwirtschaft. Der bayrische Insekten- und Schmetterlingsfachmann Josef Reichholf stellte fest, dass Stickstoffdünger «zum Erstick-Stoff der Artenvielfalt im Kulturland» geworden sei. Pflanzenschutzmittel dezimierten Insekten zusätzlich, genauso wie ein «masslos übertriebener Sauberkeitswahn», etwa wenn insektenreiche Strassenränder zu Unzeit gemäht oder öffentliche Flächen mit Gift gespritzt würden.
Der Südtiroler Bürgermeister Ulrich Veith rief dazu auf, nicht auf politische Massnahmen von oben zu warten, sondern innerhalb der Gemeinde selber etwas zum Schutz von Natur und Insekten zu unternehmen. In seiner Gemeinde Mals sei es beispielsweise mit Unterstützung der Bevölkerung gelungen, auf allen landwirtschaftlichen und privaten Flächen den Einsatz von Pflanzenschutzmittel gesetzlich zu verbieten.
Umdenken und Handel sei aber nicht nur bei jedem Einzelnen im kleinen Rahmen gefragt, teilen die Veranstalter mit. Gefordert sei nicht zuletzt auch die Politik. Mit Agrarpolitik AP22+, der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative und der Revision des Raumplanungsgesetzes sei derzeit viel in Bewegung. Das gelte es zu nutzen, um dem Insektensterben entgegen zu wirken.
(SDA)