Meterhohe Lärmschutzmauern der Autobahn A13 trennten bislang Roveredo GR in zwei Hälften: Die Bevölkerung konnte nur über eine Brücke auf die andere Seite des Dorfs gelangen. Mit der neuen Umfahrung, die den Bau eines 2,4 Kilometer langen Tunnels erforderte, soll das nun anders werden. Bis 2019 wird das Trassee der alten A13 zurückgebaut, so dass das Ortszentrum wieder vereint werden kann.
Es sei zum ersten Mal überhaupt, dass ein Autobahnteilstück in der Schweiz zurückgebaut werde, sagte Verkehrsministerin Doris Leuthard am Montag anlässlich der Eröffnung der neuen Umfahrung in Roveredo GR. Insgesamt werden die Gemeinden San Vittore, Grono und Roveredo laut dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) auf diese Weise 80'000 Quadratmeter neue Fläche zurückgewinnen.
Das rund 440 Millionen Franken teure Infrastrukturprojekt konnte nach achtjähriger Bauphase am Montag eröffnet werden. Die Projektierung ging bis auf das Jahr 1998 zurück. «Die Umfahrung heilt eine Wunde im Dorf», sagte ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger am Montag im Hinblick auf die 1969 gebaute Autobahn durch das Misox und den Dorfkern von Roveredo.
Nachdem Verkehrsministerin Leuthard das Einweihungsband durchschnitt, rollten zunächst einige Elektroautos durch den neuen Tunnel. Anschliessend wurde er auch für den normalen Verkehr freigegeben, der kurz zuvor noch über das alte Trassee geführt wurde.
«Das ist ein historischer Tag für meine Gemeinde - wir haben ihn seit Jahren herbei gesehnt», sagte der Gemeindepräsident Roveredos Alessandro Manzoni auf Anfrage. Nun liege es an der Gemeinde, das Zentrum neu zu gestalten. Im Januar 2017 soll sich die Bevölkerung zur Nachnutzung des freiwerdenden Gebiets äussern können. Laut vorläufigen Plänen soll der Platz für Wohnraum, Büros und einen Gemeindeplatz genutzt werden.
Bereits am Samstag durfte die lokale Bevölkerung den Tunnel San Fedele erkunden. Viele Spaziergänger und Velofahrer nutzten diese einmalige Gelegenheit bevor das Bauwerk nun wieder ausschliesslich für den motorisierten Verkehr reserviert ist.