Nationalbank besorgt
Wegen Negativ-Zinsen steigen die Immo-Preise

Treiben die Negativ-Zinse die Immobilienpreise in die Höhe? Genau das könnte in den Augen den Nationalbank passieren. Sie droht den Banken nun mit zusätzlichen Massnahmen, damit sich diese besser absichern.
Publiziert: 18.06.2015 um 08:08 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:04 Uhr

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht neues Gefahrenpotenzial auf den Schweizer Hypothekar- und Immobilienmärkten. Nachdem sie im Januar Negativzinsen eingeführt hat, bestehe das Risiko, dass mittelfristig neue Ungleichgewichte entstünden.

Dies betreffe insbesondere das Segment der Immobilieninvestoren, teilte die SNB am Donnerstag in ihrem Jahresbericht zur Finanzstabilität mit. Im Vergleich zu anderen Anlagen schienen Immobilien für Banken, Investoren und Haushalte wieder attraktiver zu sein.

Rendite suchende Investoren könnten daher die Preise für Wohnimmobilien weiter ansteigen lassen. Das rekordtiefe Zinsumfeld biete auch Anreize für Banken, höhere Zins- und Kreditrisiken einzugehen. Längere Laufzeiten und grössere Kreditvolumen könnten als Möglichkeiten erachtet werden, um Negativzinsen zu kompensieren und kurzfristige Gewinne zu stabilisieren.

Doch damit stiege das Gefahrenpotenzial der Banken gegenüber Zinsschocks und Korrekturen auf den Hypothekar- und Immobilienmärkten, warnt die SNB.

Sollte die Dynamik im Hypotheken- und Immobilienmarkt wieder ansteigen, so erachtet die Nationalbank «zusätzliche Massnahmen» als nötig, um den Risikoappetit der Banken einzudämmen. Gegenwärtig wird von diesen ein antizyklischer Kapitalpuffer von 2 Prozent an zusätzlichen Eigenmitteln für Wohnbauhypotheken gefordert.

Die SNB will die Hypothekar- und Immobilienmärkte weiterhin «genau beobachten», wie sie weiter schreibt. Sie rät den Banken zu einem konservativen Ansatz.

Die Nationalbank warnt Hypotheken-Kreditgeber seit längerem zur Vorsicht. Vor einem Jahr erwähnte sie im Finanzstabilitätsbericht explizit die Raiffeisen-Gruppe, bei der das Zinsänderungsrisiko nochmals substanziell gestiegen sei. Wenig später stufte die SNB Raiffeisen als systemrelevant ein, was besondere regulatorische Anforderungen für Raiffeisen mit sich brachte.

Im diesjährigen Finanzstabilitätsbericht wird Raiffeisen nicht namentlich erwähnt. Insgesamt seien die Ungleichgewichte im Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt zuletzt weitgehend unverändert geblieben, hiess es. Die Preise für selbstbewohntes Wohneigentum seien nur leicht stärker gestiegen als die Gesamtwirtschaft.

Die inlandorientierten Banken hätten 2014 ihr Engagement im Schweizer Hypothekenmarkt zwar weiter ausgebaut, bei den neuen Hypotheken sei der Anteil der risikoreichen Kredite mit einer hohen Belehnung im Verhältnis zum Immobilienwert aber zurückgegangen.

Dank höheren Gewinnrückbehalten sei zudem die Kapitalsituation der Institute auf hohem Niveau geblieben und die gewichteten Kapitalquoten lägen deutlich über den Anforderungen. Dennoch könnte die Widerstandsfähigkeit der Banken geringer sein als angenommen, warnt die SNB.

Den beiden Grossbanken attestieren die Notenbanker, dass sie die Kapitalausstattung innert Jahresfrist verbessert hätten. Allerdings habe das Tempo im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen.

Die SNB fordert daher Credit Suisse und UBS auf, ihre Widerstandsfähigkeit weiter zu verbessern. Dies gelte insbesondere für die Verschuldungsquote (Leverage Ratio), wo die beiden Institute den Durchschnitt global tätiger Grossbanken nicht übertreffen würden.

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