Verschiedene Staaten haben in den letzten Monaten den Druck auf die Unternehmen in diesem Bereich erhöht. Ziel des Projekts der Ellen MacArthur-Stiftung ist es, zum Schutz der Meere die jetzige Wegwerfwirtschaft beim Plastik in eine Kreislaufwirtschaft umzugestalten. Plastik soll demnach nicht mehr im Müll landen, sondern recykliert oder wiederverwendet werden. Nestlé selbst hat sich laut Mitteilung vom Montag vorgenommen, bis 2025 sämtliche Wegwerfverpackungen zu ersetzen.
Neben Nestlé haben 250 weitere Unternehmen und Organisationen das Abkommen im Rahmen der zurzeit stattfindenden «Our Ocean»-Konferenz auf Bali unterzeichnet. Darunter befinden sich etwa Mars, L'Oréal, Unilever und Coca Cola.
EU-Verbote kommen
Das bei den Unternehmen ansetzende Abkommen der Ellen MacArthur Stiftung ist dabei eines von vielen Unternehmens-Projekten gegen den anschwellenden Plastikabfall-Berg. Eine Vielzahl von Firmen hat bereits Massnahmen eingeleitet. Auch in der Schweiz: Breitere Beachtung gefunden hat zum Beispiel vor zwei Jahren der Entscheid von Coop und Migros, Gratisplastiksäcke in den Läden abzuschaffen.
Die Unternehmen handeln dabei nicht nur aus freien Stücken, sondern reagieren auch auf bereits beschlossene oder mögliche staatliche Regulierungen. So hat das EU-Parlament am 24. Oktober für ein Verbot von gewissen Einwegprodukten aus Plastik gestimmt. Konkret sollen in der EU ab 2021 Einweg-Kunststoffprodukte wie Teller, Bestecke, Trinkhalme, Wattestäbchen, Getränke-Rührstäbchen und Haltestäbe für Luftballons nicht mehr verkauft werden dürfen. Nach Uno-Angaben haben bislang mehr als 60 Länder in diesem Bereich Verbote verhängt oder verlangen Abgaben auf Einweg-Plastikgegenstände.
Schweiz setzt auf Freiwilligkeit
Nicht so die Schweiz: Gemäss der Schweizer Umweltministerin Doris Leuthard plant der Bundesrat derzeit keine generellen Einschränkungen beim Plastik. Der Bundesrat setze auf «vermeiden, vermindern, wiederverwenden oder -verwerten», hiess es im Juni in der schriftlichen Antwort auf Fragen des Nationalrats.
Darin verweist Leuthard auch auf die freiwilligen Massnahmen der Wirtschaft, etwa die Branchenvereinbarung zu den Plastiksäcken. Nach Angaben der Umweltministerin stellen weggeworfene Strohhalme, Wattestäbchen und andere alltägliche Produkte in der Natur und in Gewässern in der Schweiz keine explizite Umweltgefährdung dar.
Mehr Recycling möglich
Gemäss einem Bericht des Branchenverbandes PlasticsEurope hat die Schweiz entgegen der bundesrätlichen Meinung jedoch beim Thema Plastik beträchtlichen Aufholbedarf: So rezykliere die Schweiz nur rund einen Viertel ihrer Kunststoffabfälle und liege damit deutlich hinter Norwegen und Schweden (über 40 Prozent) sowie Deutschland, Tschechien, Irland und Spanien (über 35 Prozent) zurück, heisst es im Bericht.
Zugleich verbrauche die Schweiz dreimal so viel Plastik wie andere europäische Länder. In der Schweiz fallen fast 100 Kilogramm Plastikmüll pro Einwohner an. Über drei Viertel des in der Schweiz verbrauchten Kunststoffs von total einer Millionen Tonnen sind Einweg-Verpackungen.
12 Prozent des Erdöls für Plastikproduktion
Plastikmüll ist ein gravierendes Umweltproblem, weil das Material sich nicht abbaut, sondern mit der Zeit lediglich in immer zahlreichere und kleinere Teilchen zerfällt. Tiere können sich in den Plastikabfällen verfangen oder diese mit Nahrung verwechseln. Bereits sind in den Weltmeeren zahlreiche Speisefische mit Mikroplastik verunreinigt.
Der wachsenden Plastik-Konsum verschärft zudem das Problem. Gemäss einer Studie der Internationalen Energie-Agentur (IEA) steigt der Erdölverbrauch zur Herstellung petrochemischer Produkte bis 2050 auf fast 18 Millionen Barrel pro Tag an. 2017 waren es 12 Millionen Fass, was 12 Prozent der Gesamtnachfrage nach Erdöl darstellt.
Hauptverantwortlich für den steigenden Verbrauch sind laut IEA Schwellenländer wie China und Indien, auch wenn sich diese Regierungen bemühten, die Luftverschmutzung und den Ausstoss von klimaschädlichem Kohlendioxid einzudämmen. (SDA)