Der Hype um den im März 2016 angekündigten Tesla Model 3 war gross. Er sollte mit einem Kaufpreis von 35'000 Dollar das erstes Elektroauto für die breite Masse sein. Darauf können die Kunden aber noch lange warten.
Denn am vergangenen Wochenende kündigte Tesla-Chef Elon Musk (46) eine teurere Premium-Version mit zwei Motoren auf Twitter an, die ab Juli verkauft werden soll – für 78'000 Dollar. Schon bei Verkaufsstart Ende 2017 wurde nur eine 49'000-Dollar-Variante mit einer «Long Range»-Batterie ausgeliefert.
Der Grund dafür: Nach Musk würde Tesla bei dem versprochenen Model 3 für 35'000 Dollar bei den aktuellen Produktionsmengen «Geld verlieren und sterben». Momentan produziert das Unternehmen rund 3500 Modelle pro Woche – gewünscht ist eine Produktionsrate von wöchentlich 5000 Stück.
Magazin rät von Kauf ab
Und es kommt noch dicker: Noch bevor das neuste Tesla-Modell in der Schweiz erhältlich ist, hagelt es Kritik.
Das einflussreiche US-Verbrauchermagazin «Consumer Reports», das viele Produkte und auch in den USA verkaufte Autos testet, hat das E-Auto in einer Testreihe unter die Lupe genommen und dabei viele Mängel festgestellt.
Laut dem Bericht sei der Fahrspass beim Model 3 zwar gross, der zentrale Touchscreen auf dem Armaturenbrett jedoch schwer zu bedienen und daher gefährlich. So bräuchte man auch für simple Dinge wie das Verstellen der Rückspiegel oder die Regulierung des Luftstroms für die Klimaanlage mehrere Klicks auf dem grossen Display.
«Diese Interaktionen zwingen den Fahrer, den Blick von der Strasse und eine Hand vom Lenkrad zu nehmen», schreibt das Magazin.
Bremsweg schlechter als bei Pick-up
Das grösste Problem beim neuen Tesla seien aber die Bremsen. «Der Bremsweg des Tesla war mit 46 Metern bei 100 km/h weitaus schlechter als bei jedem anderen modernen Auto, das wir getestet haben, und sogar länger als der Bremsweg eines Ford F-150 Pick-up.»
Weitere kleine Unannehmlichkeiten wie starke Windgeräusche bei Autobahngeschwindigkeit oder die für diese gehobene Autoklasse unbequemen Rücksitze führten den US-Konsumentenschützer schlussendlich dazu, Tesla seine begehrte Kaufempfehlung zu verweigern.
Unternehmen wehrt sich
Tesla wies die Vorwürfe zurück, eigene Tests hätten einen Bremsweg von 40,5 Metern ergeben, je nach Bereifung sogar einen von nur 38,4 Metern.
Auch der Chef höchstpersönlich reagierte: Auf Twitter schreibt Musk, dass die Bremsprobleme vermutlich mit einem Software-Update behoben werden können. Ein Update sei «in einigen Tagen verfügbar». Man werde weiter daran arbeiten, die Bremsleistung zu verbessern.
Aber auch wenn alles nach Plan läuft – der Billig-Tesla wird in der Schweiz wohl nicht vor 2019 verfügbar sein. (aho)