Die Schmidheinys. Sie sind die prominente Industriellenfamilie im Land. Gewissermassen die Buddenbrooks der Schweiz. Thomas Mann schreibt in seinem Roman über den «Verfall einer Familie» - die Schmidheinys jedoch sind ein geradezu prototypisches Beispiel, wie sich solches verhindern lässt. Während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bauten sie ihre Unternehmen auf, im 20. Jahrhundert vergrösserten die diese tatkräftig. Und im 21. Jahrhundert traten sie den geordneten Rückzug an.
Vergangene Woche kündigte Thomas Schmidheiny an, auf die kommende Generalversammlung hin nicht mehr für den Verwaltungsrat des weltweit grössten Zementkonzerns LafargeHolcim zu kandidieren. Eine Zäsur. Erstmals seit über hundert Jahren wird kein Schmidheiny mehr in diesem Gremium sitzen. Dabei hatte alles mit Lehm, und Backsteinen angefangen, als Dynastiegründer Jacob Schmidheiny auf Schloss Heerbrugg eine kleine Fabrikation eröffnet hatte. Daraus wurde der Zementkonzern Holderbank, später Holcim und nun, nach der Fusion mit dem französischen Wettbewerber, LafargeHolcim.
Bis in die vierte Generation hinein hat noch jeder männliche Schmidheiny Erwartungen erfüllt und ist in das Unternehmen eingetreten. Inzwischen ist eine Einheitsaktie eingeführt, womit das Stimmengewicht der Schmidheinys auf die Höhe ihres Kapitalanteils gefallen ist. Eine vorbildliche Trennung von Familien- und Firmeninteressen. Die Erben der fünften Generation sind nur noch gewöhnliche Aktionäre, die ihre Anteile über die Börse auch verkaufen könnten. Hätten sich die Sika-Erben Schmidheinys als Beispiel genommen: Ärger und Rechtshändel wären den Burkards erspart geblieben.