Der Nachfolger ist gefunden: Vier Monate nach dem Rücktritt von Ulrich Spiesshofer hat der Verwaltungsrat des ABB-Konzerns Björn Rosengren einstimmig zum neuen Konzernchef ernannt. Er werde ab März 2020 die Industriegruppe führen. In Schweden sorgte der neue ABB-Boss mit einem spektakulären Werbevideo für viel Furore – und jede Menge Scherben.
Der 60-jährige Rosengren ist schwedischer Staatsbürger. Seit 2015 ist er Konzernchef des Technologiekonzerns Sandvik. Davor war er beim Hersteller von Stromerzeugungssystemen Wärtsilä Corporation als CEO sowie bei dem Anbieter von Produktivitätslösungen Atlas Copco in verschiedenen Managementfunktionen tätig gewesen.
Spektakuläres Werbevideo
Sandvik baut unter anderem schweres Gerät für den Bergbau. In den Minen hat es wenig Platz, die riesigen Ladefahrzeuge müssen präzise manövrieren, sonst geschieht ein Unglück. Um den Fortschritt bei der Automation dieser Maschinen zu zeigen, liess Sandvik von einer Werbeagentur ein filigranes Glaslabyrinth bauen und einen tonnenschweren Lader mit einer Riesenschaufel darin autonom zirkulieren – so weit so unspektakulär.
Doch um zu zeigen, dass nichts gestellt ist in dem Video, steigt am Ende Sandvik-Boss Rosengren mit den Worten «Glauben Sie mir, das ist alles echt!» selbst in den Lader und lässt es so richtig krachen: Das Glaslabyrinth zerbirst in Millionen Scherben. Dem Sandvik-Boss macht die Aktion so richtig Spass, mit der Riesenschaufel kehrt er die Scherben zusammen.
Kein Scherbenhaufen, aber ein tiefer Aktienkurs
Einen Scherbenhaufen hat ihm sein Vorgänger Spiesshofer nicht gerade hinterlassen, aber einen Aktienkurs, der seit Jahren weit entfernt von einstigen Höhenflügen rumdümpelt. Viele Investoren sehen hier die Hauptaufgabe von Rosengren: Den Aktienkurs wieder auf Vordermann zu bringen.
Immerhin: Den Anlegern passt der neue Schwede offenbar ins Konzept. Die ABB-Aktie lag teilweise über 4 Prozent im Plus. Überzeugt von der Wahl Rosengrens sind auch wichtige Grossaktionäre des Industriekonzerns. Sowohl die schwedische Investor, wie auch der aktivistische Investor Cevian begrüssten den Schritt in ersten Kommentaren. Die beiden Grossaktionäre hatten ihren Anteil an der Absetzung Spiesshofers vor rund vier Monaten.
Im der Medienmitteilung wird Rosengren mit den Worten zitiert, dass er sich geehrt fühle, die Aufgaben bei ABB übernehmen zu dürfen. Er werde ab Februar 2020 bei ABB eintreten und ab März 2020 dann die Geschäfte als Konzernchef führen.
Tochter von Rosengren ist in der Schweiz geboren
Damit sind die Aufgaben klar verteilt: Das Jahr 2019 wird Rosengren noch vollständig als Konzernchef von Sandvik verantworten, bei ABB übernimmt diese Aufgabe zum letzten Mal Peter Voser in der Doppelfunktion von CEO und Verwaltungsratspräsident. Ab März 2020 wird sich Voser wieder auf die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten zurückziehen.
Die Schweiz kennt Rosengren aus eigener Erfahrung: Nach dem Ingenieurs-Studium in Götheborg arbeitete er Mitte der 1980er Jahre für den schwedischen Schweisstechnikkonzern ESAB auch in der Schweiz. Unser Land ist dem Schweden in freudiger Erinnerung, hier kam seine Tochter auf die Welt.
Voser ist überzeugt von Rosengren
Nach einer ausführlichen Suche sei der ABB-Verwaltungsrat davon überzeugt, dass Rosengren der beste Kandidat für diese Position sei, sagte Voser an einer Telefonkonferenz. Rosengren verstehe es unter anderem, dezentrale Organisationen erfolgreich aufzubauen und zur Wertsteigerung von Unternehmen beizutragen. Für den Schweden ist der Wechsel an die Spitze von ABB der Höhepunkt seiner Karriere: Der schwedisch-schweizerische Technologiekonzern ist rund dreimal so gross wie sein bisheriger Arbeitgeber.
Björn Rosengren hat einen berühmten Namensvetter in Schweden. Er sollte aber nicht mit dem schwedischen Politiker und einstigen schwedischen (Wirtschafts-) Minister gleichen Namens verwechselt werden. (SDA/nim/koh)