Nach zehn Jahren in der Schweiz spricht erstmals der Chef
Was hat Aldi noch auf Lager, Herr Schuster?

Aldi-Chef Timo Schuster nimmt Stellung zu den fünf häufigsten Vorwürfen und sagt, was er für seine Kundschaft noch alles auf Lager hat.
Publiziert: 26.10.2015 um 19:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:36 Uhr
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So offen gab sich der verschwiegene Discounter noch nie: Länderchef Timo Schuster (l.) von Aldi Suisse führt BLICK-Reporter Rotzinger durch das Logistikzentrum in Schwarzenbach SG.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Ulrich Rotzinger

Heute vor exakt zehn Jahren eröffnete Aldi die ersten vier Filialen in der Schweiz. Inzwischen kommt der Discounter auf 178 Filialen und einen Umsatz von 1,9 Mil­liarden Franken. Das Sortiment wuchs von 700 auf 1300 Produkte. 50 Millionen Mal kauften Schweizer schon bei Aldi ein. Es sollen noch mehr werden. Laut dem Discounter hat es Platz für 300 Aldi-Filialen in der Schweiz. «Nächstes Jahr eröffnen wir wieder gegen zehn Filialen», sagt Timo Schuster (39), Chef von Aldi Suisse, zu BLICK. Dennoch: Zuletzt lief die Expansion schleppend. Nun will man das Filialnetz in Grossstädten wie Zürich, Bern, Luzern und Lausanne verdichten. «Wir gehen weiter in die Städte.» Damit macht Aldi die Konkurrenz nervös. Immer wieder gifteln die Chefs der Schweizer Platzhirsche Coop und Migros gegen die deutsche Billigkonkurrenz. Obwohl sich diese mit Werbekampagnen und mittels regionalen Produkten den Swissness-Stempel erfolgreich aufdrückte, haben viele Schweizer noch keinen Aldi-Laden betreten. Dem Unternehmen haftet noch mancherorts der Ruch des skrupellosen Geschäftemachers an.

Nach zehn Jahren Schweiz gibt ein Aldi-Chef nun erstmals zurück. Timo Schuster nimmt Stellung zu den fünf häufigsten Vorwürfen und sagt, was er für seine Kundschaft noch alles auf Lager hat – und was nicht.

1. Bei Aldi gibts weder Self-Checkout noch -Scanning. Sie trauen Ihren Kunden nicht!
«Wir werten keine Kundendaten systematisch aus wie andere Detailhändler. Wir sehen es als Teil unseres Service, dass Kunden beim Zahlen nicht arbeiten müssen. Ein effizienter Kassiervorgang soll den Kunden ein schnelles und bequemes Einkaufen ermöglichen.»

2. Aldi wirbt mit Schweizer Bio-Bauern. Sie schämen sich Ihrer deutschen Herkunft!
«Aldi Suisse ist ein echtes Schweizer Unternehmen, die Mehrheit unserer 2500 Mitarbeiter kommt aus der Schweiz. Der Umsatz­anteil von Schweizer Produkten beträgt im Lebensmittelbereich mehr als 50 Prozent, im Frische-bereich ist der Anteil höher.»

3. Aldi geht es nicht um Tiefstpreise, sondern ums Abschöpfen von Kaufkraft!
«Seitdem wir hier sind, gibt es nicht nur einen Preis-, sondern auch einen Qualitätswettbewerb. Wir sind Preisführer. Senken wir Preise, ziehen die Mit­bewerber nach.»

4. Die Aldi-Besitzer stecken die Gewinne doch nur in die eigenen Taschen!
«Wir schöpfen keine Kaufkraft ab. Jeder Franken, den wir hierverdienen, wird nach Deckung der Kosten wieder in der Schweiz investiert. Seit Markteintritt wurden bereits 1,2 Milliarden Franken investiert. Wir beobachten laufend Trends. Auch im Bereich Online-Handel. Zurzeit laufen in England Tests. Ist der Erfolg da, ist ein Online-Shop auch in der Schweiz denkbar.»

5. Aldi ist sich selbst untreu!
«Palettenware und schummriges Licht fanden sie bei uns nie. Trotz einer grösszügigeren Filialausstattung, Brotstationen und Kundentreueprogramm bleiben wir unserer Discount-Philosophie weiterhin treu.»

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