Nach Subventions-Bschiss drückt die private Konkurrenz auf die Tube
Domo macht Jagd auf Postauto-Linien

Der Subventions-Bschiss der Postauto AG ruft die Konkurrenz auf den Plan. Plötzlich ist Anbieter Domo an Fernbus-Linien der Posttochter interessiert. Das Bundesamt für Verkehr freut sich über mehr Wettbewerb.
Publiziert: 17.02.2018 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:45 Uhr
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Der Postauto-Busbahnhof in Chur: Die Posttochter darf hier halten, Fernbus-Anbieter Domo dagegen nicht.
Foto: Markus Forte
Ulrich Rotzinger

Die Führung der Post ist angezählt, jene der Postauto-Tochter abgesetzt. Der Subventionsbetrug bremst den gelben Transportriesen massiv aus. Die Postauto AG hat zwar nicht ausgetutet. Doch jetzt drückt die private Konkurrenz auf die Tube.

Zum Beispiel: Domo Reisen. Der Fernbus-Anbieter mit Sitz in Glattbrugg ZH wartet immer noch auf die Konzession für ein erstes nationales Linien-Netz in der Schweiz.

Bis heute wurde das Unternehmen durch die Posttochter ausgebremst, sagt Patrick Angehrn (40): «Es wäre an der Zeit, dass Postauto – gerade wegen der Ereignisse der letzten Tage – jetzt umdenkt und uns keine Steine mehr in den Weg legt», sagt der Linienbus-Chef von Domo.

Bus-Terminal-Zoff in Chur und Sion

Domo-Linienbus-Chef Patrick Angehrn (40).
Foto: StefanPeter.ch

Die Posttochter verweigert dem Fernbus-Anbieter zum Beispiel die Benützung ihrer Haltestellen in Stadtzentren und an Bahnhöfen wie etwa dem Bus-Terminal in Chur. «Mit Flixbus und IC-Bus haben wir in Chur die Kapazitätsgrenze erreicht», sagte dazu ein Postauto-Sprecher.

Fehlende Haltestellen, etwa auch in Sion VS, hätten dazu geführt, so Angehrn, dass man das Linien-Netz nicht wie geplant bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 in Betrieb nehmen konnte.

Angehrn fordert ein Umdenken, die Haltestellen-Infrastruktur sei ja auch von der öffentlichen Hand mit Subventionsgeldern finanziert. «Man muss sich sowieso fragen, ob gewisse Postauto-Fernbuslinien jetzt nicht neu ausgeschrieben werden müssten», sagt Angehrn. Und schiebt nach: «Wir sind jederzeit bereit, bestehende Fernbus-Linien von Postauto zu übernehmen.»

Kaum Wettbewerb

Schweizweit gibt es 1075 Buslinien des regionalen Personenverkehrs (RPV). Neben dem RPV betreibt Postauto noch weitere 40 Linien in 14 Kantonen. Im Fernbusgeschäft mischt die Posttochter nicht mit. Mehr Wettbewerb, das ist das Ziel der Verankerung von Ausschreibungen im Gesetz. Doch seit Sommer 2013 wurde nur eine einzige Linie (im Rontal LU, Inbetriebnahme Dezember 2017) im Ausschreibungsverfahren vergeben. Geht man noch weiter zurück bis ins Jahr 1996, beläuft sich die Zahl der unter Wettbewerb vergebenen Buslinien auf gerade einmal 34. Die Kantone wollen offenbar nichts von Wettbewerb wissen. Mal heisst es, der Aufwand sei zu gross, dann wieder, die Kosten für das Ausschreibungsverfahren seien zu hoch. Ulrich Rotzinger

Schweizweit gibt es 1075 Buslinien des regionalen Personenverkehrs (RPV). Neben dem RPV betreibt Postauto noch weitere 40 Linien in 14 Kantonen. Im Fernbusgeschäft mischt die Posttochter nicht mit. Mehr Wettbewerb, das ist das Ziel der Verankerung von Ausschreibungen im Gesetz. Doch seit Sommer 2013 wurde nur eine einzige Linie (im Rontal LU, Inbetriebnahme Dezember 2017) im Ausschreibungsverfahren vergeben. Geht man noch weiter zurück bis ins Jahr 1996, beläuft sich die Zahl der unter Wettbewerb vergebenen Buslinien auf gerade einmal 34. Die Kantone wollen offenbar nichts von Wettbewerb wissen. Mal heisst es, der Aufwand sei zu gross, dann wieder, die Kosten für das Ausschreibungsverfahren seien zu hoch. Ulrich Rotzinger

Beliebte Linie Chur–Bellinzona

Als Beispiel nennt er die Fernbus-Linie zwischen Chur und Bellinzona von Postauto. Bei dieser Verbindung handelt es sich um eine Linie des Regionalen Personenverkehrs, die vom Kanton Graubünden bestellt und mitfinanziert wird. Auch der Bund sei hier beteiligt, heisst es bei der Post auf Anfrage.

Doch kommt es mit einem Anbieter-Wechsel nicht zu Serviceeinbussen, zum Beispiel bei der Pünktlichkeit? Der Domo-Vertreter versichert BLICK, dass sein Unternehmen die Linien privatwirtschaftlich sicher betreiben könne. «Steuergelder können so gespart werden», sagt Angehrn. 

Mehr als Domo käme für Neuausschreibungen jedoch der Schweizer Anbieter Eurobus in Frage, der bereits direkt den öffentlichen Verkehr bedient. Zum Beispiel: den Regionalbus Lenzburg (RBL) im Auftrag des Kantons Aargau, die Postauto-Linie Arbon–St. Gallen oder Linien im Raum Erlach BE im Auftrag von Postauto Ostschweiz respektive Bern. 

Eurobus-Chef will nichts sagen

Doch Eurobus-Chef Andreas Meier (57) hält sich bedeckt, will keine Fragen beantworten. Und am liebsten nicht seinen Namen in einem Bericht im Zusammenhang mit dem Subventions-Beschiss der Postauto AG lesen.

Auch andere Busanbieter wollen nicht öffentlich fordern, was sie insgeheim denken: dass Postauto bei Ausschreibungen zumindest für die Dauer der Strafuntersuchung ausgeschlossen werden müsste. 

BAV-Direktor für mehr Wettbewerb

Was hält das Bundesamt für Verkehr (BAV) von den Ansprüchen der Postauto-Konkurrenten? Sein mächtiger Direktor Peter Füglistaler (58) will mehr Wettbewerb (siehe Box). Er forderte vor wenigen Tagen die bestellenden Kantone auf, künftig Buslinien vermehrt öffentlich auszuschreiben und an Private zu vergeben.

«Ein Ausschluss von Postauto wäre aufgrund des aktuellen Standes des Verfahrens ein zu schwerwiegender Eingriff», lässt Füglistaler über eine Sprecherin ausrichten. Und um eine Neuausschreibung zu bewirken, müsste ein unterlegener Konkurrent den Vergabeentscheid gerichtlich einklagen. Gemeldet hat sich diesbezüglich noch niemand.

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