Ramona schreibt an BLICK-Leser G.*: «Hoi, wie gahts?» Im SMS ist auch ein Link mit vermeintlichen Fotos. Auch in einer SMS von Lena. «Hi, chumsch mit mir so in de McDonalds mit? Ich hoffe, du hast genug Mut!», schreibt die. G. kennt aber keine Lena. Seine Kollegin Ramona hat eine andere Nummer. G. hat Spam-SMS bekommen.
Ominöse Käufe in Telefon-Rechnungen
Die können sehr teuer werden. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, fanden mehrere Personen auf ihren Handy-Abrechnungen plötzlich ominöse Rechnungen unter der Rubrik «Einkäufe». Und das, obwohl sie die SMS gelöscht und auch gar nichts gepostet hatten. Eine Frau spricht von über 78 Franken, die sie unversehens berappen musste.
Grundsätzlich ist es möglich, per SMS einzukaufen – etwa Briefmarken oder an Süssigkeitenautomaten. «Mehrwertdienste» nennen Telekom-Anbieter wie Swisscom oder Sunrise das. Und diese werden von Betrügern mit den seltsamen SMS gekapert.
Mit SMS Checkout-Seiten umgehen
«Wir haben seit Anfang Jahr rund 750 Anfragen und Fälle zum Thema Mehrwertdienste registriert – mehr als zu irgendeinem anderen Thema», sagt Telekom-Ombudsmann Oliver Sidler gegenüber der «NZZ am Sonntag». Es scheine so weiterzugehen wie im Jahr 2016, als man schon einen Höchststand erreicht hätte. Meist handelt um Abofallen aus der Schmuddelecke: Erwachsenenunterhaltung.
Der Ombudsmann zeigt sich gegenüber der «NZZ am Sonntag» erstaunt. Denn die Telekom-Anbieter verlangen von Kunden, dass diese einen Kauf explizit auf einer sogenannten Checkout-Seite bestätigen. Ob dieses System umgangen werden könne, wisse er nicht, sagt Siedler. «Vielleicht liegt es aber auch daran, dass viele ungewollte Abonnements über SMS – und somit ohne Checkout-Seite der Telekomfirmen – abgeschlossen werden.» Es gebe aber auch unachtsame Kunden, die etwas anklickten.
Telekom-Konzerne haben weniger Beschwerden
Die Telekom-Konzerne selbst beteuern gegenüber der «NZZ am Sonntag», die Probleme weitgehend behoben zu haben. Seit der Einführung der Checkout-Seite sei die Zahl der Kundenfälle bei Sunrise um über 90 Prozent zurückgegangen, so ein Sunrise-Sprecher.
Auch bei der Swisscom will man alles im Griff haben: Die hat 2016 einen neuen Bezahl-Prozess eingeführt, der eine doppelte Bestätigung für den Bezug der Mehrwertdienste vorsehe. «Dadurch wurde die Zahl der Kundenreklamationen massiv gesenkt», so ein Swisscom-Sprecher gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Betrüger nutzen Schadsoftware und schlechte Apps
Die Lücke im System fänden Betrüger übers Internet. Man könne unbewusst einen Mehrwertdienst beziehen, wenn man mobil surfe oder Apps benutze, die schlecht programmiert oder mit einer Schadsoftware infiziert seien, erklärt Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim Vergleichsdienst Verivox, gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Für Betroffene wird es bei der Reklamation schwierig: Wenn die Ombudsstelle mit Anbietern von genannten Mehrwert-Diensten Kontakt aufnehme, reagierten sie oft nicht einmal, so Ombudsmann Sidler.
BLICK-Leser G. hatte Glück: Auf seiner Rechnung standen am Monatsende keine Einkäufe. (grv)