Ein Zugbegleiter fordert alle Armeeangehörigen in einem übervollen Zug auf, ihre Sitzplätze für zahlende Gäste freizugeben (BLICK berichtete). Obwohl die Wogen hochgehen, geben sich die SBB lange unbeeindruckt. «Es gibt nichts Neues. Wir bleiben bei unseren Aussagen», teilt die Medienstelle noch am Freitag um 18 Uhr auf BLICK-Anfrage mit.
Am Samstag titelte BLICK: «Empörung über die SBB». Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel (70) forderte eine Entschuldigung von den Bundesbahnen. Fakt ist: Armeeangehörige sind definitiv keine Schwarzfahrer. Das VBS zahlt den SBB jährlich 47 Millionen Franken für Transportkosten.
Sorry, aber...
Um 10.10 Uhr reagieren die SBB am Samstag dann plötzlich doch. «Armeeangehörige sind für uns gute und stets willkommene Kunden wie alle anderen Kunden auch», wird Jeannine Pilloud, Leiterin SBB Personenverkehr in einem Mail an BLICK zitiert. «Die Armee ist nicht nur ein guter Kunde, sondern auch ein langjähriger verlässlicher Partner der SBB. Die SBB bedauert diese nicht eben glückliche Durchsage.»
Um 12.13 Uhr verkünden die SBB auch via Twitter: «Armeeangehörige sind für uns gute und stets willkommene Kunden für die SBB! Wie alle anderen auch. Wir bedauern diesen Vorfall, niemand wird diskriminiert!»
Pilloud twittert privat
Kaderfrau Pilloud twittert derweil um 11.51 Uhr privat: «Wegen einer gut gemeinten Zugsdurchsage gleich eine ganze Firma in die Pfanne zu hauen, ist armselig. Genau so.» Eine Minute später: «Ob ich jemandem im ÖV meinen Platz frei mache, hat mit guter Kinderstube zu tun, nicht damit, ob ich Pendler bin oder Uniform trage. Punkt.»
Um 13.31 Uhr gibt sich auch Pilloud auf Twitter geschlagen: «Keine Sitzplatzhierarchie im ÖV. Entschuldigung an alle Soldaten, die wir auf die Stehplätze verweisen wollten!»
Für SBB eine Bagatelle
SBB-Sprecher Stephan Wehrle sagt gestern zu BLICK: «Wir wussten nicht, dass aus einer Bagatelle eine Front-Seite wird.» Und zeigt dann doch Selbstkritik: «Wir hätten das schon am Freitag mehr präzisieren können.»
Übrigens: Der übereifrige Zugbegleiter kam ungeschoren davon. «Er handelte nicht in böser Absicht, sondern nach bestem Wissen und Gewissen», so der Sprecher.