Er hätte die schillernde, grosse Zukunft der Luftfahrt sein sollen. Doch der Airbus A380 ist bloss für Passagiere und Planespotter ein Highlight: Für die zahlungskräftigen Insassen haben einige Airlines Bars, Schlafkabinen oder gar Duschen in ihre Linienflugzeuge eingebaut. Und wer den Riesenvögeln einfach gerne hinterherschaut, kann sich an ihren gigantischen Ausmassen einfach nicht sattsehen.
Kommerziell dagegen kam das grösste Passagierflugzeug der Welt – es bietet maximal 853 Passagieren Platz – nie zum Fliegen. So hat Airbus mehrmals die Produktion drosseln müssen (BLICK berichtete) und überlegt sich gar den Produktionsstopp. Der Trend geht hin zu kleineren Flugzeugen wie dem A321LR, die mittlerweile ebenfalls über die Weltmeere fliegen – und dabei kleinere Flughäfen miteinander verbinden können.
Seit Anfang Dezember kommt es nun zur Megaschmach: In Frankreich werden die ersten A380-Maschinen verschrottet, wie das Branchenportal «Aerotelegraph» schreibt. Elf Jahre nach dem Erstflug mit Passagieren.
Zwei Schrott, zwei parkiert
So kams dazu: Die deutsche Finanzfirma Dr. Peters hatte zehn Jahre lang vier A380 an die Singapore Airlines vermietet. Als der Vertrag auslief, wollte Singapore die Maschinen nicht mehr. Offensichtlich gelang es dem deutschen Fonds-Anbieter auch zu günstigeren Konditionen nicht, für die Riesenflieger wieder einen Mieter zu finden.
«Nach umfangreichen und intensiven Verhandlungen mit verschiedenen Airlines wie British Airways, Hi Fly und Iran Air hat sich die Dr. Peters Group für einen Komponentenverkauf entschieden», hiess es im Communiqué von Dr. Peters Mitte 2018. Auf gut Deutsch: Die Flugzeuge werden auseinandergebaut, die Teile wiederverwertet. Genauer: nur zwei von ihnen. Die anderen beiden werden so parkiert, dass sie in kurzer Zeit wieder flugfähig wären, sollte sich eine Airline für sie interessieren.
Tarmac kennt sich aus
Sowohl Abwracken als auch Zwischenlagerung der Flugzeuge finden auf dem Aéroport de Tarbes-Lourdes-Pyrénées im Südwesten Frankreichs statt. Dort ist die Firma Tarmac Aerosave aktiv, die schon an diversen Flugzeugen Aufgaben wie Verschrotten, Warten oder Lagerung durchgeführt hat.
Die Deutschen von Dr. Peters erwarten, dass 92 Prozent der Teile wiederverwendet werden können und dass sie durch den Wiederverkauf der Einzelteile rund 45 Millionen Dollar zusammenkratzen können.
Der Listenpreis für einen A380 betrug 2007 dagegen über 300 Millionen. Trotz des Wertzerfalls während der Jahre im Einsatz bei Singapore: Diese Preisdifferenz sagt ganz viel darüber aus, wie unbeliebt der A380 bei den Airlines geworden ist. (kst)