Die Hiobsbotschaft trifft Langenthal BE mitten ins Herz: Die Familienfirma von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (65) gab am Dienstag bekannt, dass sie an ihrem Hauptsitz jeden dritten Job streicht. Von den heute 420 Stellen in Langenthal verlagert der Hersteller von Baumaschinen 130 ins Ausland (BLICK berichtete).
In der 15'000 Einwohner zählenden Stadt im Oberaargau sitzt der Schock tief. «Es geht immer nur ums Geld», sagt Manuela Schenk (33). Vier Familienmitglieder der vierfachen Mutter verloren bereits ihren Job in einer anderen Baumaschinenfirma in der Region. «Ich mache mir grosse Sorgen um die Zukunft.»
Auch Luigi Tedesco (58) sieht schwarz. «Es tut mir sehr leid für die betroffenen Leute», sagt der Gipser aus Apulien (I). «Ich verstehe nicht, dass die Schweiz immer mehr Leute aus Ländern wie Polen, Bulgarien und Rumänien reinlässt und gleichzeitig Firmen ihre Produktion ins Ausland verlegen.»
Fader Beigeschmack
Der Mann von Marianne Scheurer (69) war selbst einmal arbeitslos. «Es ist tragisch für diejenigen, die es trifft. Aber was können wir dagegen machen?» Scheurer sagt, was viele lieber nicht laut sagen: «Es hat einen faden Beigeschmack, weil der Senior Bundesrat ist.»
Auch Janko Käser (22) sagt, was viele denken: «Es ist zynisch, wenn Geld zum Steuernsparen ins Ausland verlagert wird und dann so viele Stellen zu Hause gestrichen werden», so der Student. Hintergrund: Vor drei Jahren war aufgeflogen, dass die Firma von Schneider-Ammann 250 Millionen Franken im Steuerparadies Jersey stationiert hatte.
«Es ist wie ein Schlag ins Gesicht», sagt Johann Schmid (55). «Schon wieder eine Firma, die in unserer Region Stellen streicht», sagt der Musiker.
Kritik an Luxus-Villa
Hans-Christian Schneider (37) führt seit der Wahl seines Vaters in den Bundesrat die Geschäfte der Ammann Group. Er wohnt seit kurzem mit seiner Familie in einer grossen Neubau-Villa im Ort. «Wie passt das denn zu den Massenentlassungen?», sagen viele hinter vorgehaltener Hand. «Für das hat es offenbar noch genügend Geld.» Der Filius des Bunderats gibt laut einem Firmensprecher «keine Interviews mehr».
Auch am Firmensitz der Ammann Group ist Resignation zu spüren. «Wir dürfen und wollen uns nicht äussern», sagt ein Angestellter, der mit einem Kollegen am Mittag auswärts essen geht.