"So etwas habe ich noch nicht erlebt, es ist ein besorgniserregendes Signal für die internationalen Beziehungen", sagte er am Mittwoch in einem Interview mit der Online-Ausgabe der Handelszeitung.
Inzwischen ist Wanzhou auf Kaution freigekommen. Das zuständige Gericht hatte einem Antrag der Anwälte Mengs zugestimmt, da es die Fluchtgefahr als gering ansieht. Für Schweiz-Chef Haitao ist das Vorgehen der Kanadier trotzdem unverständlich. «Es gibt wohl keine andere privatwirtschaftlich geführte Firma, die so viel Wert auf Compliance legt", sagte er.
Entsprechend sieht er die Festnahme von Wanzhou als rein politisch motiviert, «weil die Vorwürfe nicht auf Tatsachen beruhen". Sein Unternehmen habe sich nichts zuschulden kommen lassen, und das würden letztlich auch die USA und Kanada einsehen müssen. Allerdings brauche es Zeit, um diesen Nachweis zu erbringen.
Gespräche mit Schweizer Partnern
Mit seinen Schweizer Partnern - beispielsweise Sunrise, Swisscom oder ETH Zürich - habe er aufgrund der Situation das Gespräch gesucht. «Sie verstehen genau, was die Hintergründe der Vorgänge sind", führte Haitao aus. Es bestünden aber natürlich trotzdem gewisse Sorgen, was die Folgen der Entwicklungen sein könnten, weil diese eine globale Dimension angenommen hätten.
Der Vorwurf der USA gegen Huawei, aufgrund dessen Wanzhou in Kanada in Haft genommen wurde, lautet auf mögliche Spionage durch sogenannte Backdoors. Damit bezeichnet man einen Teil einer Software, der es Spionen ermöglicht, unter Umgehung der normalen Zugriffssicherung Zugang zu einem Rechner zu erlangen.
Die Telekombranche in Neuseeland darf deshalb keine Ausrüstung von Huawei für den Aufbau der neuen Mobilfunktechnologie 5G einsetzen. (Blick berichtete) Ein entsprechendes Verbot erteilte der Geheimdienst in Wellington mit Verweis auf ebendiese Sicherheitsrisiken vor kurzem. Bedenken gibt es auch in Deutschland. Vor allem hinter den Kulissen drängen dort einige Politiker, über einen Ausschluss von Huawei nachzudenken. (SDA)