Das Glas ist so aussergewöhnlich wie der Streit, der darüber entbrannt ist. Bahnbrechend robust soll es sein, mit Diamanten beschichtet, ideal für Mobiltelefone.
Ein US-Start-up mit Sitz in Chicago hat das bruchsichere Spezialglas entwickelt. Um Kunden zu begeistern, wird eine Probe davon an grosse Mobiltelefonhersteller versendet, unter anderen an eine US-Tochtergesellschaft des chinesischen Telekommunikations-Giganten Huawei in Texas. Als es Monate später als verabredet wieder in Chicago ankommt, ist das Werkstück stark beschädigt, Teile fehlen.
Bruchsicheres Glas wichtig für Militär
So berichtete es Adam Khan, Gründer und Chef von Akhan Semiconductor, diese Woche gegenüber verschiedenen US-Fernsehstationen. Er ist überzeugt, dass Huawei ihn bestehlen und seine Technologie kopieren wollte. Auch die US-Bundespolizei FBI ist involviert – das bruchsichere Glas hat militärische Bedeutung.
Damit wäre Huawei erneut in einen Skandal verwickelt. Ende vergangenen Jahres wurde die Finanzchefin des Unternehmens, Meng Wanzhou (46), auf Gesuch der USA in Kanada festgesetzt. Meng ist die Tochter von Ren Zhengfei (74), dem Chef und Gründer des Telekomriesen, der grössten Privatunternehmung Chinas mit rund 200'000 Angestellten.
Die US-Justiz verlangt Mengs Auslieferung. Ihr drohen bis zu 30 Jahre Haft. Ihr und Huawei wird eine lange Liste von Vergehen vorgeworfen. Erst kürzlich tauchte eine angeblich interne Mitteilung auf, in der Huawei Mitarbeitern für den Diebstahl vertraulicher Information bei anderen Firmen Boni in Aussicht stellte. Im Umfeld von Huawei selbst sieht man das Ganze als Hetzkampagne.
«In China musst du dein Produkt ständig verbessern»
SonntagsBlick fragte bei Schweizer Start-ups nach, ob der Kontakt mit chinesischen Firmen als gefährlich betrachtet werde. Öffentlich will niemand darüber reden, hinter vorgehaltener Hand jedoch sagt der CEO eines Schweizer Biochemie-Start-ups, ihm habe sogar ein chinesischer Grossinvestor abgeraten: «Komm nur nach China, wenn du es als Motivation sehen kannst, dein Produkt immer weiter zu verbessern, weil du ständig kopiert wirst.»
Für Schweizer Exporteure bestehe in vielen Zielländern ein erhöhtes Risiko, kopiert zu werden, sagt Alberto Silini, Leiter der Beratung bei Switzerland Global Enterprise, unter anderem zuständig für Exportförderung: «Wichtig ist, dass die Firmen ihre Mitarbeiter für das Thema sensibilisieren und entsprechend schulen.» So sollten Mitarbeiter keine USB-Sticks als Geschenk annehmen und sensible Exponate an Ausstellungen durch Replika ersetzen.
«Wir raten Firmen, Delegationen aus dem Ausland konsequent zu begleiten, das Fotografieren zu verbieten und speziell die Forschungsabteilung zu schützen», sagt Silini. Zudem sollen Patente konsequent im Zielland eingetragen werden. Zu China sagt er, aussergewöhnlich zuversichtlich: «Dort stehen ausländischen Firmen inzwischen gute rechtliche Instrumente zur Verfügung, um sich bei Kopien von Produkten oder Technologien zu wehren.»