Nach dem Einstieg der Saudi National Bank
Vertragen sich die Werte der CS mit der Welt der Scheichs?

Die Credit Suisse hat bald einen neuen Ankeraktionär – aus Saudi-Arabien. Ein Land, das in gesellschaftlichen Fragen nicht zu den fortschrittlichsten Staaten gehört.
Publiziert: 28.10.2022 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2022 um 11:10 Uhr
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Die Credit Suisse bekennt sich zu den liberalen Grundwerten der westlichen Welt.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Christian Kolbe und Samuel Walder

Schon bald gehört die Saudi National Bank zu den grössten Investoren der angeschlagenen Schweizer Grossbank Credit Suisse. Eine Bank unter der Kontrolle eines Königshauses, für das Demokratie und Menschenrechte keine grosse Rolle spielen. Ganz im Gegensatz zur CS, die sich den liberalen Grundwerten der westlichen Welt verpflichtet fühlt.

Nun wollen die beiden in Bezug auf ihre Werte ungleichen Partner ein gemeinsames Ziel erreichen: die Bank in eine prosperierende Zukunft führen und den angeschlagenen Ruf wiederherstellen.

Gleichgeschlechtliche Liebe verboten

Während sich bei den Frauenrechten in Saudi-Arabien in den letzten Jahren schon einiges getan hat, sieht es in Bezug auf die Rechte von Schwulen, Lesben und Transmenschen düster aus. Gleichgeschlechtlicher Sex kann mit Gefängnis, Stockhieben und theoretisch auch mit dem Tod bestraft werden.

Auf der Homepage der Bank ist unter dem Stichwort «Diversity» zu lesen: «Es ist unsere Pflicht, unsere Plattform und unsere Stimme zu nutzen, um Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion durch gesellschaftliches Engagement voranzubringen.»

Die Werte der Bank vertragen sich offensichtlich nicht mit denjenigen der neuen Investoren aus dem Nahen Osten. Droht dadurch ein Reputationsschaden für die Credit Suisse?

Ruf eh schon ruiniert

Kaum, ist Reputationsexperte Bernhard Bauhofer (59) überzeugt: «Aufgrund der nicht enden wollenden Kette von Skandalen und Krisen sind Image und Reputation der Bank schon so weit zerstört, dass hier keine weitere Verschlechterung dieser weichen Faktoren zu erwarten ist.»

Das glaubt auch Esther-Mirjam de Boer (54) von Get Diversity. Sie weist darauf hin, dass divers aufgestellte Teams Vorteile haben, gerade in der Finanzindustrie: «Studien zeigen, dass sich Banken mit gemischten Teams weniger Bussen und Rechtsfälle einhandeln.» Vielfalt lohnt sich also. Eine Rechnung, die die Saudis als strategische Investoren auch machen dürften, glaubt de Boer. Das heisst, die Saudis wären schlecht beraten, an den Werten der CS zu rütteln.

Die CS sponsert unter anderem das grosse Fest der LGBTQ-Community, das jährlich im Juni in Zürich stattfindet. «Wir diskutieren immer wieder intern, welche Sponsoren zu uns passen», sagt Mentari Baumann (29), Präsidentin des Zurich Pride Festival auf Anfrage von Blick. «Es gibt keine einfachen Lösungen. Grundsätzlich wählen wir Sponsoren aus, die sich für queere Mitarbeiter:innen einsetzen.» Was eben auch für die CS gilt.

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