Am Freitag wird der letzte Flieger mit einer Flugnummer von Air Berlin abheben. Angesichts des Endes der Airline müssen sich Passagiere auf Engpässe gefasst machen. Das sagte der Lufthansa-Chef Harry Hohmeister (53) der «Morgenpost». Die Lufthansa übernimmt einen Grossteil der insolventen Airline.
Er könne nicht ausschliessen, dass es in Stosszeiten manchmal knapp werde und einige Kunden dann etwa nicht um acht Uhr, sondern erst zwei bis drei Stunden später fliegen könnten, erklärte Hohmeister. Es werde Zeiten geben, zu denen nur 60 oder 70 Prozent der Nachfrage gedeckt seien – «Es sind vielleicht 50 bis 60 Passagiere pro Stunde, denen wir einen anderen Flug anbieten.»
«Engpässe in der Schweiz nicht auszuschliessen»
Auch Schweizer Passagiere bekommen das Tohuwabohu um den Niedergang von Air Berlin zu spüren. Auf Nachfrage von BLICK erklärt ein Sprecher der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört: «Es ist nicht auszuschliessen, dass es vor allem in Stosszeiten zu Kapazitätsengpässen kommen kann, auch in die Schweiz.»
Um der Lage Herr zu werden, baut die Lufthansa-Gruppe jetzt schon ihre Kapazitäten nach Berlin aus. Auch von Kloten ZH aus – mit Hilfe der Lufthansa-Tochter Swiss. Gestern Dienstag und heute Mittwoch setzte die Swiss nach Berlin etwa Langstreckenflugzeuge ein, «um schnell zusätzliche Sitzplätze anbieten zu können», so der Lufthansa-Sprecher.
EU prüft, der Lufthansa Strecken abzunehmen
Die Swiss bereitet sich auch schon auf den Winter vor: Für den dann gültigen Flugplan soll die Anzahl der Swissflüge von Zürich nach Berlin und zurück um 21 Flüge pro Woche erhöht werden. Das sind im Schnitt drei Zusatzverbindungen pro Tag.
Derweil steht noch aus, welche einstigen Air-Berlin-Verbindungen die Lufthansa künftig überhaupt fliegen darf. Die EU redet da ein Wörtchen mit. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (49) hat bereits gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» erklärt, dass man die Übernahme noch prüfen müsse. «Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol», so die EU-Kommissarin.
Lufthansa hat Preise im Sommer bereits erhöht
Viele fürchten so eine Marktübermacht der Lufthansa, weil diese die Preise in die Höhe treiben könnte, ohne Passagiere an die – nicht mehr vorhandene – Konkurrenz zu verlieren. Die Angst ist nicht unbegründet.
Schon jetzt stiegen die Ticket-Preise bei der Lufthansa über den Sommer. Der Umsatz pro Sitzmeile stieg im dritten Quartal währungsbereinigt um 4,5 Prozent. Das schreibt die Lufthansa in ihrem Zwischenbericht, der am heutigen Mittwoch erscheint. Auch künftig werden die Preise eher teurer als billiger: Auch für das vierte Quartal sagt der Vorstand jetzt höhere Ticketpreise voraus.
Die ersten drei Quartale dieses Jahres waren die besten in der Lufthansa-Geschichte. Das bereinigte Konzernergebnis stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 52,7 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Franken. Die Lufthansa-Tochter Swiss flog im dritten Quartal 260 Millionen Franken Gewinn ein.