Nach Brand in Medizinalfirma
Syrer machen illegal die Drecksarbeit

52 Schwarzarbeiter wurden am Samstag in Küssnacht SZ erwischt. Sie wurden mit Bussen aus Deutschland in die Schweiz gekarrt. Und räumten die Schäden eines Brandes weg.
Publiziert: 20.06.2017 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2022 um 19:06 Uhr
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Am Sitz von Gerresheimer in Küssnacht SZ kam die Polizei am Samstag 52 Schwarzarbeitern auf die Schliche.
Foto: STEFANO SCHROETER
Patrik Berger, Guido Schätti und Lea Gnos

Es ist einer der krassesten Fälle von Schwarzarbeit in der Schweiz: Am Samstag wurden bei der Firma Gerresheimer in Küssnacht SZ 55 Arbeiter kontrolliert (BLICK berichtete). 52 hatten keine Arbeitsbewilligung für die Schweiz. Ihr harter Job: Die Spuren eines Brandes in der Firma beseitigen.

Jetzt wird das wahre Ausmass des Falles bekannt: Die Schwarzarbeiter stammen aus Syrien, Rumänien, Bulgarien, der Türkei, Italien und Deutschland. Sie schufteten für Polygonvatro aus Hamburg (D). Die Firma ist auf die Beseitigung von Brand- und Wasserschäden spezialisiert – und schweigt zum Fall.

Die global tätige Gerresheimer stellt in Küssnacht mit 100 Angestellten medizinische Geräte her, etwa Spritzen, die sich der Patient selber verabreichen kann.

«Illegale Beschäftigung tolerieren wir nie»

Vor Ort wollte gestern niemand mit BLICK reden.* Nur der Kommunikationschef von Gerresheimer in Düsseldorf (D) darf Auskunft geben. Der Versicherer FM Global habe Polygonvatro empfohlen. «Illegale Beschäftigung tolerieren wir nie», sagt Jens Kürten (48).

Das tönt zwar gut. Konsequenzen scheint das Entsenden von Schwarzarbeitern in die Schweiz aber keine zu haben. Gestern waren noch immer Polygonvatro-Leute vor Ort.

Unia-Regionaleiter Giuseppe Reo (52) ist entsetzt. «Es ist unerhört, dass eine Firma, die im sensiblen Medizinalbereich tätig ist, nicht sauber abklärt, an wen sie ihre Aufträge vergibt!»

«Die Beschäftigung von Schwarzarbeitern ist unethisch und unsozial»

Allpura, der Verband Schweizer Reinigungs-Unternehmen, fürchtet um den Ruf der Branche. «Die Beschäftigung von Schwarzarbeitern ist unethisch und unsozial», sagt Präsident Jürg Brechbühl (61).

FM Global erklärt: «Wir haben Gerresheimer empfohlen, Angebote von zwei konkurrierenden Firmen einzuholen», sagt eine Sprecherin. Gerresheimer habe sich dann in Eigenregie für Polygonvatro entschieden.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren eröffnet.

* Der in einer früheren Version genannte Iwan Tresch (45) arbeitet seit Ende März nicht mehr bei Gerresheimer. Der ehemalige Schweiz-Chef hat mit den Vorfällen nichts zu tun.

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