China reagiert auf die anhaltenden grossen Verluste an der Börse. Der Index in Shanghai verbuchte heute erneut ein Minus von 7 Prozent und lag damit unter der als Stützungsgrenze geltenden Marke von 3000 Punkten.
Bereits am Montag waren die chinesischen Börsen rund 8 Prozent abgestürzt. Dies löste Panikverkäufe rund um den Globus aus und zog die Aktienmärkte weltweit ins Minus. Auch der SMI schloss 3,75 Prozent im Minus. Vergleichbare Verluste setzte es für die Titel des amerikanischen Dow Jones ab.
Nun senkt China den Leitzins um 25 Basispunkt auf 4,6 Prozent. Das soll die schwächelnde Wirtschaft wieder ankurbeln. Bereits am Morgen hatte die Zentralbank umgerechnet 23 Milliarden Dollar in den Interbankenmarkt gepumpt.
Erholung in Europa
Nach dem gestrigen Kursrutsch haben Banken in Europa Boden wieder gut gemacht. Die Schweizer Börse hat ihre Gewinne im Vormittagshandel kontinuierlich ausgebaut. Zwischenzeitlich lag der Leitindex SMI über 3 Prozent im Plus. Sämtliche Titel stehen auf Grün. Trotz der Erholung ist es für eine Entwarnung zu früh.
Schnelle Richtungsänderungen könnten wie am Montag jederzeit erfolgen, hiess es im Handel. So ist der entsprechende Volatilitätsindex VSMI - ein Barometer für die Schwankungsanfälligkeit - allein am Montag um fast 44 Prozent in die Höhe geschossen.
Eine der zentralen Fragen am Markt ist nun die nach dem Zeitpunkt der Normalisierung der US-Geldpolitik. Anhaltspunkte werden erwartet von der informellen Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole, die am Donnerstag beginnt.
Positive Impulse gab es aus Deutschland. So ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer im August überraschend angestiegen. Der Ifo-Index, der die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen misst, stieg von 108,0 Zählern im Vormonat auf 108,3 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte. Experten hatten mit einem Rückgang gerechnet.
Entsprechend setzte auch der deutsche Aktienmarkt zu einer Erholung an. Der Leitindex DAX legte analog zum SMI um teilweise mehr als 3 Prozent zu.
Japan weiter mit Sorgen
In Japan dominierten Sorgen, dass die Abkühlung der chinesischen Konjunktur die bereits schwachen Exporte und negativen Auswirkungen der Stützungspolitik verschärft. Der japanische Nikkei büsste nach grossen Kursschwankungen knapp 4 Prozent auf 17'806 Punkte ein. Zuletzt war der Yen zum Dollar deutlich gestiegen, weil die japanische Währung am Devisenmarkt als sicherer Hafen gilt. Finanzminister Taro Aso bezeichnete diese Entwicklung als nicht wünschenswert für die Wirtschaft. China gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten Japans.
Deutlich moderater fielen dann die Verluste am Dienstag beim Hongkonger Index aus. Der MSCI-Index asiatischer Märkte ausserhalb Japans notierte sogar rund 1 Prozent höher, machte damit aber nur einen kleinen Teil der Vortagesverluste von knapp 5 Prozent wieder wett. Aufwärts ging es etwa in Taiwan, Singapur und Südkorea.
Auch in Australien hat sich die Börse nach schweren Verlusten am Vortag schnell und deutlich erholt. Der S&P/ASX 200-Index lag am Mittag (Ortszeit) mehr als 2 Prozent im Plus gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag.
Am Montag waren die Kurse um 4 Prozent eingebrochen. Die Ereignisse von Montag seien keine Krise, sondern eine Kurskorrektur, sagte Finanzminister Joe Hockey. «Ich bin überzeugt, dass die Fundamentaldaten der australischen und der Weltwirtschaft weiter gut sind», sagte er im Fernsehen.