Die Valora-Kette Press & Books (P&B) steht in Deutschland derzeit in der Kritik. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter empörten sich Kunden über Magazine und Zeitungen mit rechtsnationalem Inhalt, die in den 159 deutschen P&B-Läden verkauft werden.
Solche Zeitschriften sind nicht nur in deutschen Läden im Umlauf, sondern auch in P&B-Shops in der Schweiz. Im ganzen Land betreibt Valora 29 solcher Läden an Bahnhöfen und Flughäfen.
Um diese Zeitschriften geht es: «Junge Freiheit» und «Deutsche Geschichte». Beide verkauften die zwei P&B-Filialen im Hauptbahnhof Zürich noch in dieser Woche. Doch nachdem BLICK die Valora-Gruppe damit konfrontiert hatte, war die Wochenzeitung «Junge Freiheit» tags darauf nicht mehr erhältlich. Eine Verkäuferin sagte auf Nachfrage, die Zeitung dürfe nicht mehr verkauft werden. Das zweite rechtslastige Heft, «Deutsche Geschichte», ist aber weiterhin erhältlich, wie gestern ein Augenschein von BLICK zeigte.
Rechte Verbindung bekannt
Beide Titel sind keine unbeschriebenen Blätter. Die «Junge Freiheit» ist jahrelang vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet worden. Und die «Deutsche Geschichte» stammt aus einem Verlagshaus, das in den 50er-Jahren von Helmut Sündermann gegründet wurde. Sündermann war bis 1945 stellvertretender Reichspressechef der Nazipartei NSDAP.
Valora-Sprecherin Christina Wahlstrand nimmt Stellung: «Wir haben eine Überprüfung eingeleitet und die ‹Junge Freiheit› in der Schweiz aus dem Sortiment genommen.»
Erst halbe Arbeit geleistet
Warum bleibt das Magazin «Deutsche Geschichte» im Gestell? Die Sprecherin versichert, auch dieses Magazin zu prüfen. Bei der Menge an Heften und Zeitschriften sei es der Valora-Gruppe nicht möglich, jeden Titel im Voraus genauer zu begutachten, sagt Wahlstrand.
In Deutschland bleiben die beiden Zeitschriften-Titel im Sortiment der Valora-Kette P&B. Grund: Im Nachbarland haben Buchhändler an Bahnhöfen und Flughäfen den öffentlichen Auftrag, ein sehr breites Sortiment an Zeitungen und Zeitschriften zu bieten und jedem Titel eine Chance zu geben. Wenn sich der Titel nicht verkauft, dürfen sie ihn aus dem Sortiment nehmen.
In der Schweiz gilt das nicht, sagt Medienrechtsexperte Martin Steiger (40): «Mir ist keine Regelung bekannt, die Press & Books verpflichtet, einen spezifischen Titel zu führen.»
Der Herausgeber der Wochenzeitung «Junge Freiheit» wehrt sich dagegen, in eine rechtsextreme Ecke gestellt zu werden. «Wenn Valora unsere Wochenzeitung für den Vertrieb in der Schweiz sperrt, dann ist dies ein Anschlag auf die Pressefreiheit. Wir fordern die Valora-Gruppe auf, diese Zensurmassnahme zurückzunehmen», schreibt Geschäftsführer Dieter Stein in einer Stellungnahme an BLICK.