Harte Worte: «Die Herstellerfirma ist mit den Lieferungen wegen technischer Probleme im Rückstand.» Und: «Kinderkrankheiten, wie sie bei neuen Fahrzeugen nicht unüblich sind.» Oder: «Ich halte fest, dass nicht die SBB die Wagen konstruiert haben, sondern Zulieferer.» Man fragt sich: «Haben Auftraggeber und Industrie unnötigerweise wieder einmal ein Fahrzeug von Grund auf neu erfunden?»
Die Zitate sind nicht etwa im Zusammenhang mit dem Pannenzug FV Dosto gefallen. Nein, sie sind über 20 Jahre alt!
«Ähnliches Echo»
Die SBB-Medienverantwortlichen wiesen in den vergangenen Monaten beim Thema Pannen-Bombardier oft darauf hin, dass man sich doch auch die Berichte zu den ersten Fahrten des Vorgänger-Doppelstöckers anschauen solle: «Auch der IC2000 sorgte bei der Einführung für negative Schlagzeilen, heute gilt er als Rückgrat des Fernverkehrs.»
Der Blick ins Archiv zeigt tatsächlich, dass die Reaktionen rund um die ersten Fahrten 1997 negativ ausfielen. Über Platzmangel beschwerten sich die Kommentatoren besonders, obwohl der Sitzabstand objektiv nicht kleiner geworden war. Doch fühle man sich eingeengt, schliesslich hing die Decke im ersten Interregio-Doppelstöcker der SBB deutlich tiefer als im Vorgänger, dem Einheitswagen IV, und die Fenster waren kleiner.
Freude über Vakuum-WCs
Kurios auch ein weiterer Frust, der heute undenkbar wäre: Zwischen der Scheibe, die das Raucher- vom Nichtraucherabteil trennte, und dem Wagenkasten liess ein dünner Spalt den Rauch passieren. Entsprechend genervt reagierten die Nichtraucher auf die unerwünschten Gerüche.
Der BLICK fand dagegen etwas Positives und setzte bei der Titelsetzung die neuen Vakuum-WCs in den Mittelpunkt: «Sauber! SBB trennen sich von Plumps-Klos.»
Gebaut wurde der IC2000 von einem Konsortium von Schweizer Firmen in Pratteln BL unter der Leitung von Schindler Waggon. Und auch dieser Hersteller zog, wie heute Bombardier, die Wut der SBB auf sich. Schliesslich hatten auch diese Züge Verspätung – und auch sie kämpften immer wieder mit Türproblemen. Allerdings ging es damals nicht um sechs Jahre und mehr, sondern um ein paar Monate.
Heute fahren 341 IC2000-Wagen in 40 Kompositionen durch die Schweiz. Um sie für weitere 20 Jahre fit zu machen, renovieren die SBB sie bis 2024 für 300 Millionen Franken.