Nach 39 Jahren beerdigt Swisscom einen Kult-Begriff
Das Natel ist tot

Die Swisscom schreibt Telekomgeschichte: Mit den neuen Mobilfunkabos «inOne mobile» ab April gibt der grösste Telekomkonzern nach knapp 40 Jahren die Bezeichnung Natel auf.
Publiziert: 23.02.2017 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:05 Uhr
Das waren noch Zeiten: Nokia-Natels galten als Statussymbol.
Foto: PD

Die Swisscom-Vorgängerin PTT hatte den Begriff Natel als Abkürzung für «nationales Autotelefon» geschaffen, das 1978 in Betrieb genommen wurde. Zwar hatte die PTT bereits 1952 das erste Autotelefonnetz der Schweiz gestartet. Dieses war aber auf die Region Zürich beschränkt.

1978 brach das Natel-Zeitalter an mit der Inbetriebnahme des analogen Natel-A-Netzes. Feierlich erklärte der zuständige PTT-Generaldirektor, von jetzt an sei es möglich, in der Schweiz jederzeit und überall erreichbar zu sein. Das Marktpotenzial wurde mit 10'000 Abonnenten angenommen ? und die Planer kamen sich dabei grosszügig vor.

Nach 3 Minuten brach die Gesprächsverbindung ab

Effektiv war die Kapazität des Natel A-Netzes auf 3500 Teilnehmer beschränkt. Ein Gespräch hatte eine Maximaldauer von drei Minuten, wie sich der Computer- und Telekomhistoriker Robert Weiss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda erinnert: «Dann wurde das Gespräch automatisch abgebrochen, damit auch andere aufs Netz konnten."

Angefangen hat das Handyzeitalter analog mit dem Natel-C: Die Vorwahl war hier übrigens 077, jetzt gehört die Zahl M-Budget. Links im Bild sitzt Fritz Bühler (†1980), erster Präsident der Rega.

Wer heute ein Smartphone in den Händen hält, das weniger als 200 Gramm wiegt, kann sich die damaligen Verhältnisse nicht mehr vorstellen. Ein Natel-A-Gerät habe gegen 20 Kilogramm gewogen, sagte Weiss. Von diesen gab es zwei Versionen: Eine wurde direkt in den Kofferaum des Autos eingebaut und an die Autobatterie angeschlossen. Die andere gab es als tragbare Variante im Koffer zum Herumschleppen.

Zudem kosteten die ersten Natels laut Weiss etwa 18'000 Franken. Dafür bekam man damals einen Mittelklassewagen Audi 100 mit 136 PS.

Trotz dieser extremen Preise und Beschränkungen war das Natel ein Erfolg. Weil die Kapazitäten knapp waren, mussten sich Interessenten in eine Warteliste eintragen, die immer länger wurde, erinnern sich Beteiligte. Die Kapazität des Mobilfunks musste laufend erweitert werden: Zum A-Netz kam 1983 das Natel B-Netz hinzu und 1987 das Natel C-Netz.

1993 wurde das digitale Natel D-Netz eingeführt. Dieses brachte eine massive Kapazitätsausweitung. Die Geräte wurden kleiner und billiger.

Da die Telecom PTT noch bis fast Ende der 1990er Jahre das Mobilfunkmonopol hatte, wurde Natel in der ganzen Schweiz zum Gattungsnamen für Mobiltelefon. Das Wort «Handy» sickerte in der Deutschschweiz erst später von Deutschland her ein.

Nach der Abschaffung des Mobilfunkmonopols liess die Swisscom 1999 das Wort «Natel» markenrechtlich schützen und verwendete es für Mobilfunktarifangebote.

Dies ist nun mit den neuen Handyabos, die im April in Kraft treten, nach 39 Jahren vorbei, wie Swisscom-Konzernleitungsmitglied Dirk Wierzbitzki am Mittwoch an einer Medienkonferenz auf Nachfrage eingestand. Dies habe zu keinen grossen Diskussionen geführt. (SDA)

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