Nach 1,25 Mrd-Franken Verlust tritt Axpo die Flucht nach vorn an
Elektroschock für die Steuerzahler

Axpo fährt im letzten Geschäftsjahr (per Ende September) 1,25 Milliarden Franken Verlust ein. Mit einer neuen Firmenstruktur will CEO Andrew Walo dem Strompreisverfall entgegenwirken.
Publiziert: 22.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:19 Uhr
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Thomas Sieber, Verwaltungsrats-Präsident der Axpo, die das schlechteste Ergebnis der Unternehmensgeschichte schreibt.
Foto: Key
Ulrich Rotzinger

Noch ist der Name erst ein Papiertiger: «Axpo Solutions» heisst die neue Einheit unter dem Dach des Energieriesen Axpo. Sie umfasst Geschäftsfelder wie erneuerbare Energieerzeugung, zum Beispiel Wind- und Wasserkraft. Das sind Bereiche, in denen Axpo-Chef Andrew Walo (53) «stabile Erträge» und «attraktive Wachstumschancen» ortet. Ende 2018 soll die neue Einheit startklar sein.

«Wir wollen nicht passiv auf eine Erholung des Preiszerfalls am Strommarkt warten», begründet Walo den Konzernumbau. Wegen des starken Frankens und der niedrigen Energiepreise hat der grösste Schweizer Stromkonzern, Lieferant von rund 30 Prozent des Schweizer Strombedarfs, das schlechteste Ergebnis der Unternehmensgeschichte eingefahren: 1,25 Milliarden Franken Verlust machte Axpo im letzten Geschäftsjahr.

Das dritte Jahr in Folge rote Zahlen

Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, in dem der Konzern mit Sitz in Baden AG nun rote Zahlen schreibt. Über diesen Zeitraum hinweg läppern sich die Verluste auf über drei Milliarden Franken zusammen. Die Abschreiber auf dem Kraftwerkspark und langfristigen Stromlieferverträgen betragen sogar mehr als fünf Milliarden Franken.

Die Gründe für das Debakel sind Jahr für Jahr dieselben: Die Strompreise sind so tief, dass sie die Produktionskosten nicht decken. Die deutschen Milliardensubventionen für Ökostrom machen traditionelle Energieträger unrentabel. Hinzu kommt, dass Drecksstrom aus Kohle ebenfalls spottbillig ist, da die Verschmutzung mit CO2 praktisch gratis ist.

Keine Dividende für die Kantone

Eine Dividende können sich die Axpo-Eigner – die Kantone der Nordostschweiz – einmal mehr ans Bein streichen. Der Einfluss der Kantone wird in Zukunft beschnitten. Der Verwaltungsrat wird von dreizehn auf neun Mitglieder geschrumpft. Politiker gehören dem Gremium künftig nicht mehr an, sondern nur noch Experten aus verschiedenen Fachgebieten.

Wer tritt zurück? «Noch ist es zu früh, um über Namen zu diskutieren», beschwichtigt Verwaltungsratspräsident Thomas Sieber (53). Nach der Axpo-Generalversammlung im kommenden Frühling sollen keine Personen mit Doppelmandaten mehr im Axpo-Verwaltungsrat sitzen. Bis zur Generalversammlung 2018 soll die Neubesetzung über die Bühne sein.

Neben der neuen Geschäftseinheit gibt es eine zweite mit dem Titel «Axpo Power». Dazu gehören die Atomkraftwerke Beznau und Leibstadt sowie das Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern. Sie sollen laut Walo die Stromversorgung des Landes sicherstellen.

Die Einheit «Axpo Power» sei keinesfalls ein Auslaufmodell, sagt Walo. Im Gegenteil: Es steckten dort langfristig grosse Wachstumschancen drin. Dass die jetzigen Besitzer in den nächsten Jahren weiteres Kapital einschiessen müssen, kann er nicht ausschliessen. Aber: «Ich bin nahe daran, zu sagen, dass wir dafür Gewähr bieten können.»

Das meint BLICK

Verluste bleiben beim Staat

Die Stromwirtschaft und die Banken haben etwas gemeinsam: Beide haben die Zukunft falsch eingeschätzt und Milliarden von Franken verlocht. Die UBS musste vom Staat gerettet werden. Bei den Stromkonzernen ist das nicht nötig, sie gehören ohnehin dem Staat. Die Rechnung zahlen aber auch hier die Steuerzahler.

«Bad Bank»

Nun unterzieht sich Axpo einer Schönheitsoperation. Die unrentablen Wasser- und Atomkraftwerke kommen in eine Abwicklungseinheit. «Bad Bank» nennt die Finanzbranche solche Gebilde. Die ebenfalls unrentablen, aber hoch subventionierten neuen Energien werden in eine neue Firma ausgelagert und an private Investoren verscherbelt. Die bekannte Logik: Verluste dem Staat, Gewinne den Privaten.

Konsequent

Konsequent immerhin: Die Politiker ziehen sich aus dem Verwaltungsrat zurück. Sie haben bewiesen, dass sie vom Stromgeschäft nichts verstehen.

Wirtschaftschef: Guido Schätti (guido.schaetti@ringier.ch )
Wirtschaftschef: Guido Schätti (guido.schaetti@ringier.ch )
Philippe Rossier

Verluste bleiben beim Staat

Die Stromwirtschaft und die Banken haben etwas gemeinsam: Beide haben die Zukunft falsch eingeschätzt und Milliarden von Franken verlocht. Die UBS musste vom Staat gerettet werden. Bei den Stromkonzernen ist das nicht nötig, sie gehören ohnehin dem Staat. Die Rechnung zahlen aber auch hier die Steuerzahler.

«Bad Bank»

Nun unterzieht sich Axpo einer Schönheitsoperation. Die unrentablen Wasser- und Atomkraftwerke kommen in eine Abwicklungseinheit. «Bad Bank» nennt die Finanzbranche solche Gebilde. Die ebenfalls unrentablen, aber hoch subventionierten neuen Energien werden in eine neue Firma ausgelagert und an private Investoren verscherbelt. Die bekannte Logik: Verluste dem Staat, Gewinne den Privaten.

Konsequent

Konsequent immerhin: Die Politiker ziehen sich aus dem Verwaltungsrat zurück. Sie haben bewiesen, dass sie vom Stromgeschäft nichts verstehen.

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