Es sind fünf Millimeter grosse Löcher, die dem Atomkraftwerk Beznau 1 zu schaffen machen. Seit über einem Jahr ist der Reaktor stillgelegt. Diesen Frühling hätte er wieder ans Netz gehen sollen. Doch Beznau-Betreiberin Axpo konnte den geforderten Sicherheitsnachweis nicht liefern.
Die seit mehr als einem Jahr laufenden Sicherheitsprüfungen sind aufwendiger als gedacht. Und teurer: Die Kosten für Tests und Produktionsausfall läppern sich bis Ende Jahr auf 200 Millionen Franken zusammen.
Wie schlimm steht es also um den ältesten Atomreaktor der Welt? Die Axpo beschwichtigt: «Wir sind überzeugt, dass keine sicherheitstechnischen Vorbehalte für den sicheren Weiterbetrieb der Anlage vorliegen», sagt Axpo-Sprecher Tobias Kistner.
Die Untersuchungen des Reaktordruckbehälters zeigen laut Axpo, dass die Materialfehler schon beim Bau in den 1960er-Jahren entstanden sind. Und nicht durch den Kraftwerksbetrieb. Daraus schliesst die Axpo: Mängel, die bisher keine Probleme machten, sollten auch künftig keine Probleme machen.
«Das Risiko ist zu gross!»
Atomkraft-Gegner sehen das anders: «Ich glaube nicht, dass der Reaktor je wieder ans Netz geht. Das Risiko ist zu gross», sagt Stefan Füglister (62), Atomexperte bei Greenpeace. «Selbst wenn die Fehler in der Herstellung entstanden wären, heisst das nicht, dass der Reaktor deshalb sicher ist.»
Ähnlich tönt es bei der atomkritischen Schweizerischen Energie-Stiftung: «Auch ein Herstellungsfehler kann die Stabilität und die Lebensdauer des Druckbehälters reduzieren. Sollte dieser bersten, kommt es zu einer radioaktiven Verseuchung», sagt Nils Epprecht (30), Projektleiter Atom und Strom. Auch er rechnet nicht damit, dass der Reaktor je wieder Strom produzieren wird.
Dem widerspricht die Axpo: «Wir sind zuversichtlich, dass Beznau 1 Ende 2016 wieder ans Netz gehen wird», sagt Kistner. Im Stresstest der EU von 2012 habe das Werk Bestnoten erhalten. Die Axpo rüstete Beznau mit 700 Millionen Franken auf. Das AKW erfülle damit die geforderten Sicherheitsstandards. Und soll bis 2030 Strom produzieren. Bastian Heiniger