Muss jetzt die AHV gestärkt werden?
Pensionskassen machen 4 Milliarden Verlust

Es sind verheerende Zahlen: Fast vier Milliarden Franken Verlust haben die Pensionskassen 2015 geschrieben. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich nicht darauf einigen, wie unsere Renten zu retten sind.
Publiziert: 07.09.2016 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:04 Uhr
Die Pensionskassen leiden unter dem Tiefzinsumfeld. Das hat Auswirkungen auf unsere künftige Renten. (Symbolbild)
Foto: Keystone/CHRISTIAN BEUTLER
Onur Ogul

Es sind unvorstellbare Geldsummen. Schweizer Pensionskassen haben 2015 viel weniger aus ihren Kapitalanlagen eingenommen als noch im Vorjahr. Um 87,4 Prozent sackten die Erlöse auf rund 6,5 Milliarden Franken ab.

Laut den gestern publizierten Zahlen des Bundesamts für Statistik mussten die Pensionskassen in der Summe einen Verlust von 4 Milliarden Franken hinnehmen. Und dies trotz Auflösung von 13,3 Milliarden Franken Wertschwankungsreserven. Was zu tun ist, um unsere Renten zu retten, darüber streiten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände.

Gewerkschaften wollen Ausbau bei der AHV

«Es wird immer offensichtlicher, dass die Pensionskassen ihre Leistungsversprechungen nicht mehr einhalten werden können. Es wird zu massiven Rentenkürzungen kommen», warnt Thomas Zimmermann, Sprecher des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB). Er sieht deshalb das Vorhaben der Gewerkschaften bestätigt, die AHV als Kompensation auszubauen.

Am 25. September stimmen wir über die AHVplus-Initiative der Gewerkschaften ab. Sie will die AHV-Renten um 10 Prozent aufstocken. «Wenn wir das Rentenniveau halten wollen, müssen wir mehr einzahlen. Wir wollen die AHV stärken. Sie ist den Finanzmarktrisiken viel weniger ausgesetzt als Pensionskassen», begründet der Gewerkschafter die Initiative. «Zahlen wir hingegen mehr in die zweite Säule ein, kriegen wir dafür trotzdem weniger oder höchstens gleich viel Rente», warnt er.

Arbeitgeber wollen heutiges Rentenniveau halten

Anderer Meinung ist der Arbeitgeberverband. «Wer sichere Renten auf heutigem Niveau will, setzt sich für eine umfassende Reform ein», sagt Martin Kaiser, Vorsorgespezialist beim Arbeitgeberverband. Die Rede ist von der Rentenreform 2020. Sie umfasst Anpassungen sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Säule. Der Arbeitgeberverband verfasste einen eigenen Entwurf dafür und stemmt sich darin strikt gegen einen Leistungsausbau. Ziel sei ein Halten des aktuellen Rentenniveaus. «Gemäss Bundesrat hätte die AHV wegen der unverantwortbaren Ausbauinitiative der Gewerkschaften ab 2030 jedes Jahr ein Finanzloch von 13 Milliarden Franken zu stopfen. Das ist mehr als der Gotthardbasistunnel insgesamt gekostet hat», rechnet Kaiser vor.

Die AHV sei zudem als umlagefinanzierte Versicherung viel stärker von der demografischen Alterung betroffen als die zweite Säule. «Im Moment finanzieren noch 3,5 Arbeitstätige einen Rentner. In 20 Jahren werden es nur noch zwei sein», warnt der Experte des Arbeitgeberverbands.

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