In Zahlen gemessen spülte das Streaming im letzten Jahr den Musiklabels 34,4 Millionen Franken in die Kasse, wie aus den am Freitag publizierten Zahlen des Verbands der Schweizer Musiklabels (IFPI Schweiz) hervorgeht. Das sind knapp 40 Prozent der gesamten Einnahmen und damit erstmals etwa gleich viel wie aus dem Verkauf von Tonträgern (35,6 Millionen Franken).
So haben die knapp 40 Musiklabels, die IFPI Schweiz angehören, im vergangenen Jahr 88,1 Millionen Franken erzielt. Das sind 4 Prozent mehr als noch im Jahr davor.
Dagegen gingen die Erlöse aus dem Verkauf von CDs und anderen physischen Tonträgern erneut zurück - und zwar um 11 Prozent. «Dieser Umsatzrückgang war zu erwarten und entspricht dem allgemeinen Trend der Ablösung der CD durch den Musikkonsum im Internet. Dennoch wird die CD auf absehbare Zeit für den Musikmarkt wichtig bleiben», schreibt der Branchenverband.
Auch die Erlöse aus dem dritten Segment - den Downloads - schrumpften um 17 Prozent. Weil der Musikkonsum im Internet aber dermassen beliebt geworden ist, können die Umsätze daraus bereits zum zweiten Mal in Folge die rückläufigen Erträge aus den beiden anderen Segmenten mehr als wettmachen. Die Schweizer Musikbranche wächst wieder, wenn auch auf tiefem Niveau.
Die Zahlen bestätigen zwar die Trendwende vom Vorjahr, als die Branche erstmals die Talfahrt seit 2000 mit einem Wachstum von 1 Prozent stoppte. Dennoch bleiben die Erlöse meilenweit hinter den Erträgen zurück, die der Markt vor dem digitalen Wandel einkassierte.
Im Jahr 2000 etwa hatten die Schweizer Musiklabels noch mehr als 300 Millionen Franken umgesetzt. Im Jahr 2010 war es bereits nur noch die Hälfte davon. Grund dafür waren Downloads. 2001 hatte Apple den iPod lanciert, zwei Jahre später startete der iTunes Music Store des US-Konzerns. Das Herunterladen von Songs setzte den Verkäufen von CDs, DVDs, Platten, VHS-Kassetten und Singles massiv zu.
Doch das neue Zugpferd ist das Streaming. Musik online zu hören über eine Streaming-App wie Spotify oder Apple Music ist derart beliebt geworden, dass sie wiederum das Herunterladen von Songs verdrängt. «Es ist beeindruckend, wie schnell die Ablösung im Digitalmarkt verläuft: Generierte Streaming vor fünf Jahren noch kaum Umsatz, war es 2017 bereits praktisch gleich viel wie beim Download in dessen bestem Jahr», kommentiert IFPI Schweiz-Präsident Ivo Sacchi die Zahlen.
Erstaunt zeigt sich der Branchenverband dagegen über die Entwicklung beim Videostreaming. Die Einnahmen der Musiklabels aus der Werbung auf YouTube-Channels würden immer noch hinter den Erwartungen zurückbleiben. Zwar hätten sich hier die Einnahmen im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Dennoch steuern sie nur rund 4,6 Prozent bei.
Das sei angesichts des hohen Musikkonsums auf YouTube und Vevo erstaunlich gering. Lorenz Haas, Geschäftsführer von IFPI Schweiz meint: «Weil diese Plattformen nicht selbst, sondern durch ihre User Musikvideos anbieten, stellen sie sich auf den Standpunkt, von den Rechteinhabern keine Erlaubnis zu benötigen und beteiligen sie mehr oder weniger einseitig an ihren Werbeeinnahmen.»
Man werde die Entwicklung weiter verfolgen. Allenfalls müsse man in der Schweiz über über eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen nachdenken müssen", führt Haas aus.