Das hats in der Schweiz noch nie gegeben: Ein Händler, der auf beiden Seiten der Grenze Läden hat, verkauft die Ware auf Schweizer Seite zu Europreisen.
Das geschieht derzeit beim Müller-Drogeriemarkt, wie die «Thurgauer Zeitung» heute schreibt. In der Filiale Kreuzlingen TG kostet zum Beispiel das Duschgel, das in Deutschland mit 1.50 Euro angeschrieben ist, nur noch 1.50 Franken.
Angeblich gelte dies für alle Produkte, die nicht von Schweizer Herstellern stammen. Neben Kreuzlingen hätten zwei weitere Filialen in Basel auf Europreise umgestellt.
Filiale hat besonders gelitten
Das neue Preiswunder wird aber nur bescheiden beworben. Einzig eine Werbetafel vor dem Laden weist darauf hin. «Müller senkt die Preise», steht da. Und: «Hier in Kreuzlingen erhalten Sie deutsche Preise 1:1 in Schweizer Franken.»
Auf Nachfrage von Blick.ch in der Kreuzlinger Filiale stellt sich heraus, dass die neuen Preise schon seit drei Monaten gelten. Ausserdem sei lediglich eine beschränkte Produkteauswahl zum Europreis erhältlich, heisst es.
Bekannt ist, dass die Filiale besonders stark unter der Frankenstärke gelitten hat. Die rund zwei Kilometer entfernte Konstanzer Filiale ist nicht nur deutlich günstiger, sondern auch viel grösser. Inzwischen hat das Geschäft laut «Thurgauer Zeitung» wieder angezogen.
90 Prozent Schweizer Kunden
Ist die Aktion mit dem Müller-Hauptsitz in Ulm (D) abgesprochen oder tobt da ein interner Preiskampf zwischen der Schweiz und Deutschland?
Am Schweizer Sitz in Oberentfelden AG schweigt man. Eine Sprecherin in Ulm betont, dass es sich lediglich um eine «Werbeaktion» handle. «In den deutschen Filialen an der Schweizer Grenze kaufen aktuell am Wochenende über 90 Prozent Schweizer Kunden ein. Um die Filialen zu entlasten haben wir temporär diese Aktion eingeführt.» Sie gelte nur in Kreuzlingen.
Doch dieser Service kostet: «Wir machen auf der Schweizer Seite dadurch Verluste, da die Preise wegen Zoll, Dreifachsprachigkeit und Logistik höher kalkuliert sein müssen.»
Die Publizität dem Unternehmen ganz offensichtlich unangenehm. Kein Wunder: Schliesslich will man die Kunden der teureren Thurgauer Filialen in Amriswil und Weinfelden, die keine 20 Autominuten entfernt sind, nicht vergraulen. (alp)